Viele Besitzer fragen sich, ob sie ihren Hamster auch im Freien halten oder zumindest hin und wieder nach draußen lassen können.
Frische Luft sollte ihm doch schließlich nicht schaden, oder?
In diesem Beitrag erfährst du, ob ein Leben unter freiem Himmel für Hamster tatsächlich so paradiesisch ist, wie es zunächst den Anschein hat.
Vorab: Hamster ist nicht gleich Hamster
Um zu beantworten, ob Hamster draußen respektive in der Natur überlebensfähig sind, muss zwischen wild lebenden und domestizierten Hamstern und bei Letzteren außerdem noch zwischen verschiedenen Arten unterschieden werden.
Wild lebende Hamster vs. domestizierte Hamster
Grundsätzlich sind Hamster Geschöpfe der Natur.
Die wild lebenden Vertreter der Kleintiere kommen mit den jeweiligen Bedingungen in ihrem Herkunftsgebiet zurecht, weil sie nichts anderes kennen. Sie bekommen von ihren Vorfahren den „genetischen Bauplan“ mit, der es ihnen ermöglicht, draußen zu (über)leben.
Bei den Hamstern in unseren Breitengraden sieht die Sache jedoch anders aus: Sie sind domestiziert und weitestgehend an das Leben als Haustier angepasst – jede neue Generation der kleinen Wusler ein Stückchen mehr.
Es würde ihren sicheren Tod bedeuten, wenn man sie plötzlich in der freien Natur aussetzte.
Gold- und Teddyhamster keinesfalls draußen halten
Die meisten Hamsterarten können schon allein deshalb nicht draußen überleben, weil sie aus anderen Klimazonen stammen und nicht für die Wetterverhältnisse in Mitteleuropa geschaffen sind.
Dazu gehören etwa die beliebten Gold– und Teddyhamster, wobei es sich bei den Teddys um eine Unterart der Goldis handelt.
Für die syrischen Mittelhamster fühlen sich Temperaturen unter 15 °C fürchterlich kalt an. Unter diesen Umständen passiert es leicht, dass sie sich in eine Art Winterruhe flüchten und einen „Dornröschenschlaf“ einlegen.
Konkret sieht das dann so aus, dass die Hamster
- ihre Körpertemperatur herunterfahren,
- folglich auskühlen sowie
- alle Abläufe im Körper verlangsamen und
- wie beim Tode erstarren.
Dass die Kleintiere aus diesem intensiven Schlaf wieder erwachen, ist alles andere als sicher.
In jedem Fall birgt die Winterruhe ein hohes Risiko – abgesehen davon, dass es für Hamster vergeudet wäre, einen großen Teil ihrer ohnehin sehr kurzen Lebenszeit von 2 bis 3 Jahren auf diese Weise verbringen zu müssen.
Dsungarischer Zwerghamster als kleiner Grenzfall
Zwerghamster kommen mit kühlen Temperaturen besser zurecht als Mittelhamster.
Dies gilt vor allem für den Dsungarischen Zwerghamster. Den Wildfangnachzuchten der Art liegt die Natur noch im Blut und häufig erblicken sie in Zuchtgemeinschaften das Licht der Welt, in denen sie nicht künstlich gewärmt werden.
Ursprünglich stammt der Dsungarische Zwerghamster aus den bitterkalten Steppen Sibiriens, weshalb er bestens auf die Winterzeit eingestellt ist. Er passt seinen Stoffwechsel an und bildet ein dichtes weißes Fell aus, um nicht zu frieren und sich im Schnee gut tarnen zu können.
Aber: Für Nachzuchten domestizierter Dsungaren sowie für Campbell-Zwerghamster und Hybriden gelten diese „Naturgesetze“ nur noch bedingt bis gar nicht mehr. Deshalb ist auch hier davon abzuraten, Hamster draußen zu halten – zumal so viele Gefahren lauern, die alle Hamsterarten gleichermaßen bedrohen.
Diesen Gefahren sind Hamster draußen ausgesetzt
Hitze, Kälte und Temperaturschwankungen, Lärm, Gerüche und andere Tiere sowie giftige Pflanzen: Das Spektrum an Einflüssen, die deinem Hamster draußen schaden können, ist enorm breit.
Hitze, Kälte und Temperaturschwankungen
Hitze und Kälte sowie Temperaturschwankungen machen Hamstern sehr zu schaffen.
Auch die aus warmen Gebieten stammenden Goldhamster können in einer heißen Umgebung mit Temperaturen über 25 °C schnell einen Hitzeschlag erleiden. In ihrer Heimat verbringen die frei lebenden Nager die heiße Zeit bei Tag unter der Erde – erst nachts, wenn es ein wenig abgekühlt hat, wagen sie sich heraus.
Und die entgegengesetzte Seite der Temperaturskala? Wenn es frostig oder nass ist, erkälten sich alle domestizierten Hamster leicht.
Ob im Garten, auf dem Balkon oder auf der Terrasse: Draußen wäre dein kleiner Nager all diesen temperaturbedingten Einflüssen ausgesetzt. Deshalb ist es besser, deinen Hamster nicht draußen zu halten.
Stress durch Lärm und Gerüche
Tagsüber wollen fast alle Hamster vorrangig eines: ihre Ruhe haben.
Anders als unsere Spezies sind die Kleintiere nachtaktiv. Dafür schlafen sie am Tag umso mehr und dulden dabei keine Störung – ansonsten kann sich das negativ auf ihr Befinden und ihre Gesundheit auswirken.
Nun stell dir vor, dein Hamster müsste sich während seiner Entspannungszeit den Verkehrslärm, die brüllenden Nachbarn oder sonstige Geräuschkulissen anhören. Das wäre draußen höchstwahrscheinlich der Fall, denn selbst in an sich ruhigen Gegenden ist Krach nie ganz auszuschließen.
Neben Lärm können auch ungewohnte Gerüche an der geistigen und in der Folge auch an der körperlichen Substanz deines Hamsters nagen. Das kleine Haustier hat ein sehr feines Näschen. Intensive Düfte, gleich welcher Art, empfinden Hamster gemeinhin als äußerst unangenehm.
Überlege nur, was deinem Nager draußen alles „entgegenwehen“ könnte – starke Gerüche von Essen, dazu noch Abgase und Zigarettenrauch sind nur einige Beispiele. Und gerade die beiden letztgenannten Einflüsse wirken natürlich auch auf Hamster gesundheitsschädlich.
Wer nun meint, den Hamster dann eben in der ruhigen Nacht hin und wieder mal nach draußen zu lassen, dem sei noch gesagt, dass Hamster plötzliche Standortwechsel genauso wenig leiden können wie Lärm und intensive Gerüche.
Der Hamster als gefundenes Fressen für Katze und Co.
Und dann gibt es da ja auch noch die anderen Tiere. Jeder Vogel, der vorbeifliegt, wird für den Hamster zum Stressfaktor. Ganz zu schweigen von Raubtieren wie Katzen oder Mardern, für die Hamster im wahrsten Sinne ein gefundenes Fressen sind.
Mit den Nagern, die Kaninchen und Meerschweinchen noch einmal übertreffen, was die Kleinheit betrifft, haben Jäger auf vier Pfoten leichtes Spiel.
Gefahren durch fremden Tierkot und giftige Pflanzen
Beim freien Herumwuseln im Garten, auf dem Balkon oder auf der Terrasse kann es passieren, dass dein Hamster für ihn giftige Pflanzen anknabbert – und derer gibt es leider viele.
Des Weiteren besteht die Gefahr, dass sich dein Nager an den Hinterlassenschaften anderer Tiere bedient und dabei mit Krankheiten ansteckt.
Wuseliger Kletterer: Hamster kann fallen oder entwischen
Zwei Szenarien, zu denen du es sicherlich nicht kommen lassen möchtest:
1. Dein Hamster bewegt sich frei auf dem Balkon eines erhöhten Stockwerks. Er ist von Natur aus ein versierter Kletterer und neugierig. Es kann so schnell gehen, dass er in seiner Euphorie unvorsichtig agiert und vom Balkon stürzt, was er vermutlich nicht überleben würde. Ebenso ist es denkbar, dass er sich irgendwohin verirrt und nicht wieder zurückfindet.
2. Dein Hamster lebt in einem Außengehege im Garten, das einfach nur auf dem Erdboden steht. Als leidenschaftlicher Wühler buddelt er sich im Nu einen Tunnel durch den Erdboden und macht sich aus dem Staub.
Wie ein Außengehege für Hamster aussehen müsste
Halten wir also fest: Einen Dsungarischen Zwerghamster könntest du theoretisch draußen halten, sofern er aus einer Wildfangnachzucht stammt.
Für alle anderen Hamster ist selbst von kurzen Ausflügen nach draußen grundsätzlich abzuraten.
Doch beschäftigen wir uns noch mit dem Fall, dass du einen kleinen dsungarischen „Naturburschen“ adoptierst und den Nager artgerecht und sicher draußen halten willst.
Was müsstest du dafür tun?
Nun, du müsstest ein passendes Außengehege bauen – mit folgenden Eigenschaften:
- Grundfläche von mindestens 1,5 x 1,5 m, Höhe von mindestens 1 m
- in die Erde eingelassen (damit sich der Hamster eingraben und gegen Hitze und Frost schützen kann)
- ein- und ausbruchsicher (z.B. altes Fischbecken aus Beton)
- mit kleinen Bodenlöchern oder Teilüberdachung (damit Wasser abfließen kann)
- Raubtier-sichere, aber für Menschen begehbare Konstruktion über dem Gehege
- angepflanzte Gräser und Sträucher plus Verstecke an der Oberfläche
Ein Außengehege für Hamster zu errichten, das all diese Kriterien erfüllt, ist enorm schwierig sowie kosten- und zeitaufwändig.
Kannst du das wirklich mit deinem Gewissen vereinbaren?
Selbst wenn du weder Kosten noch Mühen scheust, bleiben doch ein paar Gewissensfragen, die du dir stellen solltest, bevor du das ambitionierte Vorhaben wirklich in die Tat umsetzt:
Wie willst du im Krankheitsfall eingreifen?
Was tust du, wenn ein fremder Hamster des anderen Geschlechts etwa durch ein Leck doch irgendwie einen Weg in das Gehege findet und sich dort mit deinem Nager unkontrolliert vermehrt?
Das sind Situationen, in denen du eigentlich nicht reagieren dürftest, wenn du deinen Hamster naturnah halten möchtest. Aber du müsstest logischerweise handeln, um dein Haustier zu retten. Allerdings könnte dein Eingreifen wiederum Stress bedeuten und dem Hamster ebenso schaden.
Sind es all diese Risiken wert, deinen Hamster draußen zu halten?