Wie sieht eigentlich das Sozialverhalten eines Hamsters aus? Leben die Tiere im Rudel und benötigen ein Partnertier?
Wenn ja: Können Hamster ohne Partner vereinsamen?
In diesem Beitrag verraten wir dir alles über das Sozialverhalten der Tiere, sodass du ideale Haltungsform wählen kannst und deinen Hamster zu einem glücklichen Mitbewohner machst.
Können Hamster vereinsamen?
Nein, Hamster bevorzugen die Einzelhaltung sogar. Selbst in der Natur gehen sie einander aufgrund ihres Territorialverhaltens lieber aus dem Weg. Ausnahmen stellen Zwerghamster und paarungsbereite Pärchen dar.
Sozialverhalten von Hamstern
Bestimmt hast du dich bereits vor der Anschaffung gefragt, ob du nicht lieber ein Paar oder vielleicht sogar mehr Hamster anstatt eines einzelnen Tieres halten solltest. Schließlich könnten sich die Nager anderenfalls einsam fühlen und aufgrund der fehlenden Interaktion mit Artgenossen langweilen.
Dein Hamster sieht das aufgrund seines angeborenen Sozialverhaltens jedoch ganz anders!
Hamster sind ausgesprochen territorial.
Die Ursache dafür ist in ihrer Herkunft zu finden. Als Wüstentiere leben sie in Gebieten, in denen lebenswichtige Ressourcen rar sind. Futter, Wasser und ein sicheres Nest werden von ihnen daher – wenn nötig – bis aufs Blut vor Artgenossen verteidigt.
Das ist oftmals selbst dann der Fall, wenn sie auf einer weiten Fläche problemlos flüchten könnten.
Ausnahme: Paarung
Eine Ausnahme stellt es dar, wenn ein Männchen ein paarungsbereites Weibchen wittert.
Hamsterweibchen in der Hitze markieren zu diesem Zweck den Weg in ihr Nest.
Allerdings verläuft selbst die Paarung aggressiv und Verletzungen sind nicht auszuschließen. Zudem duldet das Weibchen das Männchen bereits kurze Zeit nach der Fortpflanzung nicht mehr in ihrem Territorium.
Ausnahme: Zwerghamster
Eine weitere Ausnahme sind Zwerghamster.
Sie zeigen sich deutlich sozialer und sind gelegentlich in Paaren oder Gruppen anzutreffen.
Auch sie trennen sich aber meist vor dem Winter beziehungsweise dann, wenn die Gruppe zu groß wird.
Auf ständige Gesellschaft sind sie also ebenfalls nicht angewiesen.
Dennoch ist es bei ihnen nicht unmöglich, mehrere Tiere zusammen zu halten. Dafür musst du allerdings einige Punkte beachten.
Welche Gefahren bestehen bei der Paarhaltung von Hamstern?
Aufgrund ihres Ursprungs und der damit entstandenen Instinkte verteidigen Hamster ihr Territorium gewalttätig. Als Eindringling empfundene Artgenossen werden daher mit allen Mitteln vertrieben oder beseitigt.
Blutige Kämpfe oder ein Kampf bis zum Tod sind in der Natur keine Seltenheit.
In einem Käfig oder kleinem Hamsterheim ist das Risiko dafür noch größer.
Zwar sind die Ressourcen nicht begrenzt, sondern stehen jederzeit in Form von Futter, Wasser und Schutz zur Verfügung. Dafür fehlt jedoch der Platz zum Ausweichen und für die Flucht. Konflikte zwischen den Tieren verlaufen daher schneller ernster.
Blutige Wunden, Stürze durch Fluchtversuche und ständiger Stress sind häufige Folgen. Todesfälle sind ebenfalls nicht selten.
Hinzu kommt das Risiko, dass sich die Hamster nahezu unkontrolliert vermehren können, wenn du ein Männchen und ein Weibchen zusammenhältst. Aufgrund der kurzen Tragezeit und der schnell einsetzenden sowie häufigen Paarungsbereitschaft können aus zwei Tieren schnell 20 oder 30 werden.
Die Nager zu vermitteln gestaltet sich hingegen nicht ganz so einfach. Kannibalismus kann die Anzahl der Nachkommen zwar reduzieren, ist aber ein Anzeichen von Stress.
Du tust deinem Hamster also keinen Gefallen, wenn du eine gemeinsame Haltung mit Artgenossen erzwingst. Ganz im Gegenteil kannst du dadurch das Stresslevel erhöhen, die Gesundheit der Tiere riskieren und Unzufriedenheit erzeugen.
Langweilen sich einsame Hamster?
Das kommt ganz auf dich an.
Aber eines vorweg: Ein einzeln gehaltener Hamster ist nicht einsam, wenn du dich mit ihm beschäftigst.
Als Haustier ist er an die Anwesenheit von Menschen gewöhnt und kann nach ausreichendem Einleben zahm sein. In diesen Fällen kann er die Interaktion suchen, Streicheleinheiten genießen oder um Futter betteln.
Es ist sogar möglich, dass du deinem Hamster kleine Tricks beibringst und ihn dabei Futter erarbeiten lässt. Damit wären wir bei der Langeweile.
Hamster beschäftigen sich in der Natur vor allem damit, ihr Überleben zu sichern. Die Tiere:
- legen lange Strecken zurück
- suchen nach Futter
- erarbeiten sich Nahrung und Zugang zum Wasser
- achten auf Raubtiere
- wollen sich fortpflanzen
- sammeln Reserven
- verteidigen ihr Revier und ihre Ressourcen
Mit Artgenossen zu spielen oder freundlich zu interagieren gehört für erwachsene Hamster der meisten Arten nicht zu dem normalen Sozialverhalten.
Der Vorteil daran ist, dass du sehr einfach für eine artgerechte Haltung und Beschäftigung sorgen und damit Langeweile verhindern kannst. Das lässt sich bereits durch die Auswahl und die Gestaltung des Hamsterheims bewerkstelligen.
Mehr dazu erfährst du jetzt in unseren Tipps.
7 Tipps, um ein Vereinsamen deines Hamsters zu verhindern
Wenn du besorgt bist, ob dein Hamster vereinsamen könnte, möchtest du dem Tier offensichtlich eine artgerechte Haltung bieten und ein glückliches Leben ermöglichen.
Das ist toll!
Das ist jedoch auch und vor allem ohne Artgenossen möglich, wenn du die folgenden Hinweise befolgst.
Tipp 1: Größer ist besser
Bei der Auswahl des Käfigs oder Hamsterheims gilt: Je mehr Platz vorhanden ist, umso wohler wird sich dein Tier fühlen.
Zudem bietet mehr Platz auch mehr Möglichkeiten der Gestaltung, womit wir beim zweiten Tipp wären.
Tipp 2: Bewegung
Auf der Suche nach Nahrung und potenziellen Fortpflanzungspartnern legen Hamster pro Nacht mehrere Kilometer zurück.
In einem winzigen handelsüblichen Käfig ist das selbstverständlich nicht möglich.
Neben einer möglichst großen Grundfläche solltest du deinem Hamster daher mehrere Etagen und ein Laufrad anbieten.
Achte bei dem Laufrad darauf, dass es einen großen Durchmesser aufweist und das Rad entlang der Lauffläche und einer Seite vollständig geschlossen ist. Hierdurch kann der Rücken des Hamsters während der Nutzung gerade bleiben und das Risiko für Verletzungen wird reduziert.
Die einzelnen Etagen sollten sich zudem nicht zu weit auseinander befinden, damit Stürze oder missglückte Sprünge vermieden werden können.
Eine dicke Schicht Einstreu zum Graben, ein Sandbad und Röhren sorgen zusätzlich für Bewegung.
Tipp 3: Beschäftigung
In der Natur verbringen Hamster einen großen Teil ihrer Zeit mit der Nahrungssuche.
Im Käfig werden ihnen Futter und Wasser hingegen direkt vor die Nase gestellt. Damit entfällt eine wertvolle Möglichkeit der Beschäftigung. Das gilt zumindest dann, wenn das Futter ausschließlich in der Schale gereicht wird.
Trockene Leckereien, wie Mehlwürmer oder Karotten-Chips zu verstecken, Gemüse aufzuhängen oder Kerne in einer kleinen Pappschachtel anzubieten, regt deinen Hamster zum Suchen an und lässt ihn für sein Futter arbeiten.
Ob er für das Stück Fenchel klettern muss oder die Mehlwürmer aus Erde ausgräbt – die Hauptsache ist, dass dem Tier artgerechte Abwechslung und Beschäftigung geboten wird.
Tipp 4: Spielen und an dich gewöhnen
Das Zähmen eines Hamsters ist je nach Rasse, Alter und bereits vorhandener Prägung mehr oder weniger schwer. Manche sind von sich aus zutraulicher oder bereits gut an Menschen gewöhnt. Bei anderen musst du sehr viel Ruhe und Geduld mitbringen, um ihr Vertrauen zu gewinnen.
Die langsame Gewöhnung an sich ist aber bereits eine Herausforderung für den scheuen Nager und verhindert ebenso Langeweile wie Einsamkeit.
Ist dein Hamster zahm, kannst du Streicheleinheiten, Bürsten und Spiele auf den Plan setzen.
Durch Belohnungen kannst du dem Tier sogar Tricks beibringen: Männchen machen, durch eine Papprolle laufen oder auf „Komm“ reagieren sind durchaus möglich.
Zudem ist die gemeinsame Beschäftigung gut für eure Bindung.
Tipp 5: Abwechslung bieten
Neue Gerüche, neues Nestmaterial, neue Klettermöglichkeiten – bereits durch kleine Veränderungen, kannst du deinem Hamster eine große Freude bereiten. Denn das Erkunden im eigenen Käfig sorgt für Beschäftigung und ist wirksam gegen Langeweile.
Laub, Äste, Zweige, Rinde, Steine, unterschiedliche Einstreu einzubringen und Abwechslung auf dem Speiseplan zu bieten erfordert nicht viel Aufwand. Es bereichert das Leben deines Hamsters jedoch ungemein.
Tipp 6: Erkenne die Grenzen der Vergesellschaftung
Hast du dich doch dazu entschieden, zwei oder mehr Hamster zu halten oder sind dabei vielleicht sogar schon Probleme aufgetreten, solltest du einige Punkte beachten.
- Alles doppelt und dreifach: Doppelte Größe des Käfigs, zwei Futternäpfe, zwei Trinkflaschen und viele Versteckmöglichkeiten sollten bei der Paarhaltung Voraussetzung sein. Für Gruppen gilt das in einem noch größeren Maßstab, da jedes Tier seine eigene Ausstattung und sein eigenes Territorium benötigt. Auch Spielzeuge und Laufräder sind darin inbegriffen. Hierdurch kannst du das Potenzial für Konflikte und Kämpfe erheblich senken.
- Bekannte Tiere: Die Haltung von zwei oder mehr Hamstern funktioniert langfristig am besten, wenn es sich um Wurfgeschwister handelt, die noch nie getrennt waren. Auch dann ist lebenslange Harmonie zwischen den Tieren aber nicht garantiert.
- Zweitkäfig bereithalten: Spätestens, wenn Kämpfe blutige Wunden erzeugen, musst du deine Hamster räumlich trennen. Halte dafür einen zweiten Käfig bereit, damit du im Ernstfall sofort reagieren kannst.
Fall zudem nicht auf Anleitungen herein, die eine erfolgreiche Vergesellschaftung garantieren. Von diesen gibt es eine ganze Reihe recht abenteuerlicher Beschreibungen online.
Sofern die Hamster aber keine klar voneinander abgetrennten und abgesicherten Bereiche haben, bedeuten diese Versuche oftmals ausschließlich Stress.
Tipp 7: Lass dich nicht täuschen
Die Frage nach einem zweiten oder dritten Hamster hat sich dir vielleicht auch gestellt, weil in Tierhandlungen ganze Gruppen der Nager zusammengehalten werden.
Da funktioniert es schließlich auch, warum dann also nicht bei dir zu Hause?
Ganz einfach: Weil es sich dabei um Jungtiere handelt.
Bis zum dritten oder sogar vierten Lebensmonat sind junge Hamster deutlich weniger territorial und reagieren dadurch auch weniger aggressiv auf Artgenossen.
Das kann sich jedoch mit zunehmendem Alter rapide ändern!
Verlass dich also nicht darauf, dass sich die Tiere in der Zoofachhandlung so gut verstanden und sogar miteinander gespielt haben. Zwar stehen die Chancen in diesem Fall besser, ausreichend Platz und eigene Ressourcen benötigen die Nager aber dennoch.