Wenn du Kaninchen vergesellschaften oder gleich mehrere bei dir zu Hause aufnehmen möchtest, ist eine Frage von entscheidender Bedeutung: Woran erkenne ich, ob sich die Tiere mögen?
Immerhin könnten unverträgliche Artgenossen nicht nur in ständigem Stress leben, sondern auch ausgesprochen gefährliche Kämpfe führen.
Bereits am Anfang solltest du daher genau auf den Umgang miteinander achten.
Anhand welcher Anzeichen du darauf schließen kannst, dass sich deine Kaninchen gut verstehen und wie du das soziale Zusammenleben fördern kannst, erfährst du in diesem Beitrag.
Tipp: Diesen Beitrag gibt es auch als Video.
Anzeichen für gegenseitige Zuneigung
Es ist relativ einfach für dich zu erkennen, ob deine Kaninchen sich gegenseitig mögen. Denn das zeigen sie sehr eindeutig.
Zu den typischen damit verbundenen Verhaltensweisen gehören:
- Entspanntes Verhalten in Gegenwart des anderen: Verstehen sich die Tiere untereinander, sind sie entspannt. Sie wälzen sich, schlafen auf der Seite, spielen, rennen und fühlen sich einfach wohl.
- Kuscheln: Sich aneinander zu kuscheln passiert nur, wenn eine grundlegende Verträglichkeit besteht. Vor allem beim Schlafen und bei niedrigeren Temperaturen im Freien ist das enge Beieinanderliegen zudem wichtig, damit die Körpertemperatur auf einer gesunden Höhe gehalten werden kann.
- Putzen: Sich gegenseitig zu putzen ist ein eindeutiger Beweis. Vor allem dann, wenn sich deine Kaninchen gegenseitig im Gesicht lecken, haben sie eine große Zuneigung zueinander.
- Ruhiger Umgang: Ständiges Brummen, Fauchen, Revierkämpfe und Ausweichen oder Unterwürfigkeit bedeuten immensen Stress für deine Kaninchen. Gehen sie hingegen ruhig und entspannt miteinander um, fressen aus dem gleichen Napf oder nebeneinander, kannst du beruhigt sein.
- Spielen: Wer sich mag, der neckt sich. Spielerisches Jagen, Anstupsen, Beschnuppern, Spielzeug zuschieben – all das sind deutliche Anzeichen dafür, dass sich deine Kaninchen wunderbar miteinander verstehen und du dir keine Sorgen machen musst.
Diese Verhaltensweisen fallen bereits in der Zoohandlung oder beim Züchter auf!
Nimm dir daher Zeit, die Kaninchen genau zu beobachten. Denn nicht selten kuscheln zwei oder mehrere Tiere auffällig oft miteinander, putzen sich gegenseitig oder spielen miteinander, teilen sich das Futter und wirken generell wie ein gutes Paar oder eine wunderbar aufeinander eingestimmte Gruppe.
Kann sich das Verhalten mit der Zeit verändern?
Leider ist das möglich.
Auch bei Tieren, die sich anfänglich sehr gut verstanden haben, gibt es keine Garantie für lebenslange Glückseligkeit und Zufriedenheit miteinander.
Wenn sie in die Geschlechtsreife kommen oder die äußeren Umstände der Haltung nicht stimmen, können Kämpfe regelrecht provoziert werden. Selbst Wurfgeschwister können sich manchmal „auseinander leben“.
Auch gesundheitliche Probleme oder Depressionen können dazu führen, dass die Tiere gereizt sind und plötzlich scheinbar grundlos aggressiv reagieren. Du solltest also immer auf Veränderungen im Verhalten achten und frühzeitig darauf reagieren.
Gibt es Nachteile, wenn sich Kaninchen sehr gut verstehen?
Ein Nachteil ist, dass die Tiere bei einer Trennung sehr leiden.
Muss ein Kaninchen beispielsweise für eine medizinische Behandlung isoliert werden oder verstirbt sogar, ist das für dein zurückbleibendes Kaninchen sehr schwierig. Vermehrte Kuscheleinheiten, Ablenkung durch Spiele und gegebenenfalls ein neuer Partner können das zwar nicht vermeiden, aber dennoch gut für das Wohlbefinden sein.
10 Tipps: Was hilft dabei, damit sich Kaninchen gut verstehen?
Damit sich deine niedlichen Haustiere gut miteinander verstehen, solltest du auf einige Punkte beachten. Wir haben dir die entsprechenden Tipps zusammengestellt.
Tipp 1: Ausreichend Platz schaffen
Ob du gleich mehrere Kaninchen anschaffst oder nachträglich einen Artgenossen dazu holst, in jedem Fall benötigen die Tiere ausreichend Platz. Anderenfalls können sie sich nicht ausreichend aus dem Weg gehen.
Konflikte sind dann vorprogrammiert!
Zudem ist eine Haltung auf zu kleinem Raum nicht artgerecht und bietet kaum Möglichkeiten für Abwechslung und Beschäftigung. Auch das kann eine entscheidende Rolle spielen. Denn das Verhalten der Kaninchen hängt unter anderem davon ab, wie wohl sie sich fühlen. Wird jede Kleinigkeit zur Ressource, werden sich die Tiere auch darum streiten.
Gib ihnen daher viel Platz und zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten. Bereits hierdurch legst du eine gute Basis dafür, dass sie zumindest miteinander auskommen und sich tolerieren. Denn wenn ausreichend von allem vorhanden ist, hat jeder genug und es gibt deutlich weniger Konflikte.
Tipp 2: Vermeide Sackgassen
Das Risiko für ernsthafte und gefährliche Kämpfe steigt, wenn es im Käfig oder in im Auslauf Sackgassen gibt. Denn wird ein Kaninchen in die Enge getrieben, kann es Angstaggressionen entwickeln und einen Gegenangriff starten, anstatt auszuweichen oder aber wird selbst verletzt, weil keine Fluchtmöglichkeit vorhanden ist.
Die Tiere sollten sich spielerisch jagen können. Gelegenheiten um ein Kaninchen in die Enge zu treiben solltest du jedoch vermeiden.
Tipp 3: Biete Beschäftigungen an
Ausgelastete Kaninchen sind entspannter. Das gilt für alle Tiere. Abwechslung und Beschäftigung sind daher wichtig für ein gutes Auskommen miteinander. Denn Langeweile sorgt eher früher als später für Frustration.
Gute und einfache Lösungen sind Spielzeuge und Futterspielzeuge.
Die Arbeit wird direkt belohnt.
Da Kaninchen einen Stopfmagen haben, müssen sie regelmäßig fressen.
In der Natur wären sie also zu einem großen Teil des Tages mit Nahrungssuche beschäftigt. Damit sie sich auch in der Wohnungs- oder Gartenhaltung das Futter zumindest zu einem Teil erarbeiten müssen, können Spielzeuge oder Papprollen damit gefüllt werden.
Auch das Aufhängen und Anbringen an immer wieder neuen Stellen positionieren bieten sich an.
Bedenke: Kaninchen sind sehr intelligente Tiere.
Tipp 4: Auf die Gesundheit achten
Verdauungsprobleme, Krämpfe, Schmerzen – diese gesundheitlichen Probleme und mehr können zu Aggressionen beziehungsweise zu verteidigenden Reaktionen führen.
Nimm diese Anzeichen in jedem Fall ernst. Eine ärztliche Untersuchung ist bei plötzlichen Verhaltensänderungen in jedem Fall angeraten.
Führe zudem regelmäßige und gründliche Kontrollen durch. Nur auf diese Weise kannst du den Gesundheitszustand wirklich im Auge behalten.
Tipp 5: Biete verschiedene Ruhebereiche an
Kaninchen benötigen Rückzugbereiche. Schlafhäuser, Tunnel und Schlafhöhlen sind dafür bestens geeignet.
Im Sommer sollten es kühle und schattige Plätze sein. Im Winter benötigen die Tiere hingegen warme Bereiche, die ihre Energiereserven schonen. Bei Wohnungskaninchen gilt das nur bedingt.
In jedem Fall musst du dafür sorgen, dass ausreichend Platz für alle vorhanden ist. Denn selbst wenn sich deine Tiere gut miteinander vertragen, wollen sie gelegentlich allein sein. Hierfür ist wiederum ausreichend Platz erforderlich.
Falls dir die Grundfläche fehlt: Bau in die Höhe!
Auch Wohnungsställe können über mehrere Etagen verfügen. Verbunden durch Kaninchen-gerechte Leitern können sich deine Tiere so verteilen, wie sie es gerade möchten. Achte dabei auf eine ausreichende Absicherung, um Stürze zu vermeiden.
Tipp 6: Ausreichend Auslauf bieten
Rennen, sprinten und sich gegenseitig antreiben sorgt für körperliche Auslastung. Muskulatur, Durchblutung und Versorgung profitieren davon. Das trifft ebenso auf die Psyche und das Wohlbefinden zu.
So viel Platz wie möglich zumindest für ein paar Stunden täglich zur Verfügung zu haben, kann daher den Umgang der Tiere untereinander verbessern.
Tipp 7: Stress vermeiden
Manchmal kann es vorkommen, dass die Kaninchen durch äußere Reize so gestresst sind, dass sie ihren Unmut an den Artgenossen auslassen. Steht der Käfig oder der Stall an einer stark frequentierten und lauten Stelle oder werden deine Tiere immer wieder gestört, kann sich das auf die gesamte Gruppe auswirken.
Es muss nicht zwingend zu Konflikten kommen. Gesundheitliche Probleme, scheues Verhalten und Verstecken sind ebenso möglich wie Aggressionen.
Tipp 8: Gib den Kaninchen Zeit
Gerade bei Neuankömmlingen solltest du für die Eingewöhnung und Vergesellschaftung ausreichend Zeit einplanen. Halte die Tiere zunächst getrennt – aber so, dass sie sich sehen, hören und riechen können.
Unter Aufsicht kann dann eine erste Zusammenkunft stattfinden.
Die anfänglich getrennte Haltung ist ohnehin angeraten, da eine Quarantäne zum Ausschluss von Parasiten oder sonstigen gesundheitlichen Problemen gerade in Gruppen wichtig ist.
Denn breiten sich Schädlinge oder Krankheitserreger unter den Tieren aus, musst du alle behandeln lassen.
Das bedeutet viel Leid, Aufwand und nicht zuletzt auch Geld.
Tipp 9: Vermeide Kämpfe
Rangkämpfe unter Kaninchen sind keine Seltenheit. Haben sie diese einmal ausgetragen, herrscht in der Regel Ruhe. Das heißt zwar nicht direkt, dass die festgelegte Rangfolge automatisch zu Tieren führt, die miteinander befreundet sind. Sie gehen jedoch entspannter miteinander um.
Wenn du bemerkst, dass die Kämpfe überhandnehmen oder zu ernst werden, solltest du unbedingt etwas dagegen unternehmen.
Tipp 10: Beuge Eifersucht vor
Wenn deine Kaninchen besonders zutraulich und anhänglich sind, kannst du ebenfalls zur Ressource werden.
Das bedeutet, dass deine Zuwendung begehrt ist und sie jeder will.
Wendest du dich aber nur einem Tier besonders stark zu, erzeugt dein Verhalten Eifersucht und kann zu Streitigkeiten führen. Versuche daher, Zeit, Streicheleinheiten und Aufmerksamkeit auf alle möglichst gleichmäßig zu verteilen.
Hier erfährst du alles rund um Eifersucht bei Kaninchen.