Hast du in jüngster Vergangenheit festgestellt, dass dein Kaninchen auffallend viel trinkt, ist das zunächst kein Grund zur Panik.
Im Sommer kann das ein völlig normales Phänomen sein, das du zwar beobachten, jedoch nicht sofort als Problem klassifizieren musst. Anders sieht es hingegen bei niedrigen Temperaturen aus.
Aber der Reihe nach…
Ursachen für eine erhöhte Flüssigkeitsaufnahme bei Kaninchen
Wenn dein Kaninchen auffallend viel trinkt, kann das zahlreiche Gründe haben.
Hohe Temperaturen und eine geringe Luftfeuchtigkeit kommen ebenso infrage wie Diabetes, eine Infektion der Nieren oder Harnblase.
Abhängig von der Ursache kann eine Behandlung durch den Tierarzt erforderlich sein.
Ob dies bei deinem Tier der Fall ist, lässt sich durch Beobachten sehr einfach feststellen. Berücksichtige dazu Faktoren, die sich auf den Durst auswirken können.
Bei diesen handelt es sich um:
- die Temperatur
- die Luftfeuchtigkeit
- körperliche Anstrengung
- Wassergehalt des Futters
- Stress
- erhöhter Bedarf durch Schwangerschaft beziehungsweise Trächtigkeit
Im Sommer, bei warmer und trockener Heizungsluft oder nach längerem Rennen und Spielen ist vermehrter Durst also vollkommen normal und erfordert keinen Handlungsbedarf – außer natürlich, entsprechend viel frisches Wasser anzubieten.
Während der Trächtigkeit sind Durst und Hunger des Weibchens erhöht. Auch hierbei besteht kein Grund zur Sorge.
Problematisch wird es, wenn das Futter einen sehr geringen Wassergehalt aufweist. Denn hierdurch kann es zu Erkrankungen der Nieren und der Harnblase kommen. Zudem ist das Risiko für Verdauungsbeschwerden erhöht.
Neben diesen Auslösern können sich auch krankheitsbedingte Ursachen für vermehrten Durst – in der Fachsprache als Polydipsie bekannt – verantwortlich zeigen.
Zu diesen zählen:
- Nebenwirkungen von Medikamenten
- Nierenerkrankungen
- Blasenentzündungen
- Wasserverlust durch Durchfall
- Stoffwechselstörungen und -erkrankungen wie Diabetes mellitus
Allerdings treten bei diesen Auslösern weitere Symptome außer gesteigertes Trinken auf. Dein Kaninchen benötigt dann umgehend medizinische Versorgung durch den Tierarzt.
11 häufige Gründe dafür, dass dein Kaninchen viel trinkt
#1: Hohe Temperatur
Im Sommer oder bei sehr warmer Heizungsluft geraten Kaninchen zwar nicht ins Schwitzen, sie können aber beginnen zu hecheln. Hinzu kommt, dass der Stoffwechsel beschleunigt wird und die Körpertemperatur steigt.
Der Durst ist daher ebenfalls größer und dient der Abkühlung.
Solange ausreichend frisches und kühles Wasser zur Verfügung steht, schattige und kühle Plätze vorhanden sind, ist das nicht bedenklich.
Achte jedoch darauf, dass die Kaninchen sich nicht in der prallen Sonne befinden. Denn ein Hitzschlag kann tödlich enden. Vor allem in Zimmern auf der Südseite oder unter dem Dach sowie draußen in der Mittagshitze besteht eine sehr reelle Gefahr dafür.
Schatten, Kuhlen in der Erde oder Kühlmatten und eine Klimaanlage sollten zur Verfügung stehen, sobald 25 Grad Celsius herrschen.
Lüfte zudem nur, wenn es draußen kühler ist und versehe deine Fenster mit dicken, dunklen Vorhängen, Folie oder Rollläden. Hierdurch können sich die Räume nicht so schnell erhitzen.
#2: Niedrige Luftfeuchtigkeit
Klimaanlagen, fehlendes Lüften und Heizungsluft sorgen für eine geringe Luftfeuchtigkeit in der Wohnung. Dadurch trocknen Haut und Schleimhäute aus.
Nasenbluten, gereizte Augen und gesteigerter Durst sind die möglichen Folgen.
Zudem steigt das Risiko für Infektionen, da die Schleimhäute ihrer Funktion als Teil der körpereigenen Immunabwehr nicht mehr nachkommen können.
Abhilfe schaffen hier:
- Zimmerpflanzen
- regelmäßiges Lüften
- Luftbefeuchter
- Zimmerspringbrunnen
- Anbringen eines Feuchtigkeitsmessers (Hygrometer)
Da dieses Problem sowohl im Sommer als auch im Winter auftreten kann, solltest du immer auf entsprechende Gegenmaßnahmen achten.
#3: Körperliche Anstrengung
Rennen, Haken schlagen, buddeln, springen und spielen oder Holz benagen – nach körperlicher Anstrengung ist vermehrter Durst vollkommen normal und kein Grund zur Sorge. Waren deine Tiere bei warmem Wetter oder in der beheizten Wohnung sehr aktiv, kann sich der Wasserbedarf erheblich steigern.
Eine Gegenmaßnahme ist hier nicht erforderlich.
Das Gegenteil ist der Fall, denn viel Bewegung trainiert den gesamten Organismus, verbessert die Durchblutung, ist wichtig für das Wohlbefinden und kann unter anderem Übergewicht vorbeugen.
#4: Wassergehalt des Futters
Ein niedriger Wassergehalt des Futters an sich ist noch nicht kritisch, solange das Kaninchen ausreichend Wasser trinkt. Das ist unbedingt notwendig, damit überschüssige Mikronährstoffe, wie beispielsweise Kalzium, aus dem Körper gespült werden.
Neigt dein Kaninchen aber dazu, nicht ausreichend zu trinken, musst du den Wassergehalt des Futters erhöhen. Heu und Grünfutter sollten die Hauptbestandteile sein. Körnerfutter und trockenes Brot eignen sich hingegen nicht. Wasserreiche Gemüsesorten sind ebenfalls ideal.
Diese sorgen nicht nur für ein erfolgreiches Ausspülen von Mineralien, sondern können auch Übergewicht und Krankheiten vorbeugen.
#5: Stress
Anhaltender Stress führt dazu, dass das Herz schneller schlägt, die Atmung beschleunigt wird und der Stoffwechsel auf Hochtouren läuft. Dadurch wird mehr Flüssigkeit verbraucht und durch den Urin abgegeben.
Außer dem Anbieten von ausreichend frischem Wasser musst du hier auch noch in anderer Hinsicht aktiv werden.
Stress wirkt sich negativ auf den Körper, die Psyche und damit auf die gesamte Gesundheit aus. Gönne deinen Tieren Ruhe, achte auf ihr Verhalten und beuge Stress so gut wie möglich vor. Dafür lohnt es sich, wenn du dich eingehender mit der Körpersprache der Tiere befasst und so Angst oder Anspannung einfacher erkennen und somit dem jeweiligen Auslöser zuordnen kannst.
#6: Erhöhter Wasserbedarf durch Schwangerschaft beziehungsweise Trächtigkeit
Bei einer Trächtigkeit und während des Säugens muss der Körper des Muttertiers nicht nur sich selbst versorgen. Nährstoffe und Flüssigkeit werden in größeren Mengen benötigt, damit sich die Jungen gesund entwickeln können, ohne vollständig die Reserven des Muttertiers aufzubrauchen.
Diesen Grund für das vermehrte Trinken frühzeitig zu erkennen, kann schwierig sein. Vor allem, da es immer wieder zu Verwechslungen bezüglich des Geschlechts bei Kaninchen kommt oder unbemerkt ein bereits trächtiges Weibchen gekauft wurde.
Oftmals fällt die Schwangerschaft daher erst spät auf, wenn der Bauch sehr dick ist oder die Jungtiere bereits auf der Welt sind.
#7: Nebenwirkungen von Medikamenten
Gesteigerter Durst lässt sich auch auf Medikamente zurückführen, die zur Behandlung oder vorbeugend eingesetzt werden.
Diese abzusetzen ist nicht möglich, dennoch solltest du deinen Tierarzt darauf hinweisen, wenn dein Kaninchen trotz wasserreicher Ernährung größere Wassermengen zu sich nimmt. Gegebenenfalls kann das Mittel gewechselt werden oder eine Kontrolle der Nierenwerte wird erforderlich.
#8: Nierenerkrankungen
Die Nieren sind Ausscheidungsorgane, die das Blut filtern und bestimmte Bestandteile daraus entfernen, um sie über den Urin aus dem Körper auszuleiten.
Bei einer Erkrankung der Nieren durch genetische Faktoren, Infektionen oder Überlastung können sie diese Funktion nicht mehr richtig erfüllen. Es kann dadurch zu einer gesteigerten Ausscheidung von Flüssigkeit oder zu einer zu geringen Urinmenge kommen.
In beiden Fällen ist es möglich, dass dein Kaninchen unter vermehrtem Durst leidet.
Eine Behandlung durch den Tierarzt ist bei beiden Zuständen erforderlich. Hierzu gehört eine Untersuchung des Bluts und des Urins sowie ein bildgebendes Verfahren, wie Röntgen, Ultraschall oder ein CT, um die Nieren zu kontrollieren.
#9: Blasenentzündungen
Bei einer Blasenentzündung oder Blasensteinen und der damit verbundenen Häufigkeit des Wasserlassens, kann dein Kaninchen mehr trinken.
Auffällig sind dabei die folgenden Punkte:
- vermehrter Absatz von Urin
- jeweils nur geringe Mengen oder tröpfchenweise Lösen
- Blut im Urin
- Schwierigkeiten beim Wasserlassen
- veränderter Geruch
- veränderte Farbe
- Schmerzempfindlichkeit im Bauchbereich
- verklebtes, feuchtes Fell im Genitalbereich und am Bauch
- schwacher Allgemeinzustand
Eine tierärztliche Behandlung ist hier dringend notwendig, um schlimmere Verläufe und ein Aufsteigen der Infektion in die Nieren zu verhindern.
Dazu muss wie auch bei dem Verdacht auf eine Nierenerkrankung eine umfassende Untersuchung zur Feststellung der Ursache erfolgen.
#10: Wasserverlust durch Durchfall
Bei einer Durchfallerkrankung durch falsches oder verdorbenes Futter, eine zu schnelle Umstellung, eine Infektion oder Parasiten, kann sehr viel Flüssigkeit verloren gehen. Es besteht sogar das Risiko einer Dehydrierung, die lebensgefährlich werden kann.
Leidet dein Kaninchen unter Durchfall, ist vermehrtes Trinken also normal und sehr wichtig.
Dennoch solltest du umgehend einen Tierarzt aufsuchen, um schwere Verläufe zu vermeiden. Denn bei Durchfall geht nicht nur Wasser verloren.
#11: Stoffwechselstörungen und -erkrankungen wie Diabetes mellitus
Bei Übergewicht, einer falschen Ernährung oder auch durch genetische Veranlagung kann dein Kaninchen unter Störungen oder Erkrankungen des Stoffwechsels leiden.
Im Falle von Diabetes ist der Durst erhöht. Hinzu kommen Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit und Müdigkeit.
Eine Abklärung und Behandlung durch den Tierarzt sind unerlässlich. Anderenfalls kann die Erkrankung sehr schnell weiter fortschreiten und einen schweren Verlauf nehmen.
Mit einer entsprechenden Therapie lässt sich das jedoch vermeiden.
Wie viel sollte ein Kaninchen täglich trinken?
Pro Kilogramm Körpergewicht sollte ein Kaninchen täglich 50 bis 125 Milliliter Wasser trinken.
Hierbei solltest du jedoch auf die begleitenden Faktoren achten.
Ein eher ruhiges Tier mit einer wasserreichen Ernährung und wenig Aktivität wird weniger trinken als ein bewegungsfreudiges Kaninchen, das viel Heu frisst und auch im Sommer längere Zeit spielt.
Auffällig ist es, wenn trotz wasserreichem Futter, wenig Bewegung und gemäßigten Temperaturen sehr viel getrunken wird oder weitere Symptome auftreten.
Woran merkst du, dass dein Kaninchen mehr trinkt?
Eine artgerechte Haltung bedeutet bei Kaninchen, mehr als ein Tier zu halten.
Gerade das erschwert es, die jeweiligen Trinkmengen genau zu bemerken und zuzuordnen.
Dennoch solltest du notieren, wie viel Wasser du morgens anbietest und wie viel abends noch vorhanden ist. Dadurch hast du einen Anhaltspunkt.
Beobachte deine Tiere zudem häufig.
Dabei kann ebenfalls auffallen, ob eines deiner Kaninchen besonders häufig und viel trinkt.