Dein Kaninchen kann zwar nicht durch Sprache direkt mit dir kommunizieren, will dir jedoch deutlich häufiger etwas mitteilen, als du vielleicht denkst.
Für dich als Kaninchen-Halter ist es daher essenziell, die Sprache der Tiere zu verstehen.
In diesem ausführlichen Beitrag gehen wir detailliert auf die Kaninchensprache und häufige Verhaltensweisen von Kaninchen ein und verraten dir:
- Die klassische Lautsprache und häufige Geräusche von Kaninchen
- Häufige Aktionen und Verhaltensweisen
- Körpersprache & Körperhaltung
Zu jedem beschriebenen Verhalten gibt es außerdem bewährte Tipps, wie du dich richtig verhältst, um perfekt auf dein Tier einzugehen.
Los geht’s!
Die Lautsprache und Geräusche von Kaninchen
Kaninchen geben nur selten Laute von sich und galten angesichts dessen lange Zeit sogar als stumm.
Das ist aber nicht der Fall!
Sie können sich sehr wohl mit ihrer Stimme verständigen und erzeugen zudem auch auf anderen Wegen Geräusche.
#1: Fiepen
Babykaninchen geben ein leises Fiepen von sich, wenn sie ihre Mutter rufen. Fiept ein erwachsenes Kaninchen, hat das jedoch einen anderen Grund.
Das will dir dein Kaninchen sagen:
Wenn dein Kaninchen fiept, hat es sich stark erschreckt, hat Angst oder ist sehr unsicher. Es ist also in jedem Fall gestresst.
So solltest du reagieren:
Kontrolliere, ob dein Kaninchen etwas als Gefahr wahrnimmt. Möglich sind:
- aggressive Artgenossen
- andere Haustiere
- laute Geräusche
- plötzliche Bewegungen neben dem Käfig oder beim Freilauf
Versuche, derlei Einflüsse zu vermeiden: Stell den Käfig oder das Kaninchenheim an einen sicheren und ruhigen Platz, an dem nicht ständig jemand vorbeiläuft.
Achte darauf, wie sich die Tiere untereinander verstehen und trenne sie bei fortgesetzten oder immer wieder auftretenden Konflikten.
Versuch dein Kaninchen zudem auch im Freilauf zu schützen und das Tier nicht zu erschrecken.
#2: Knurren und Fauchen
Kaninchen sind zwar an sich friedlich, aber auch territorial. Sollte dein Tier ein Fauchen oder Knurren ertönen lassen, musst du das in jedem Fall ernst nehmen.
Das will dir dein Kaninchen sagen:
Fauchen und Knurren sind ebenso wie bei Katzen und Hunden Warnzeichen: Dein Kaninchen will damit sein Territorium verteidigen, seine Jungen beschützen oder fühlt sich bedroht.
Zwar ergreifen die meisten Tiere bei einer (empfundenen) Bedrohung eher die Flucht, unkastrierte Kaninchen können aber auch zum Angriff übergehen.
Deine letzte Vorwarnung sind tiefes Knurren und zischende, fauchende Geräusche.
So solltest du reagieren:
Nimm sofort Abstand!
Nur auf diese Weise kannst du einen Angriff oder einen Biss verhindern. Versuche zudem zu begreifen, was dieses Verhalten ausgelöst hat: Verteidigt dein Kaninchen etwas oder fühlt es sich bedroht?
Knurrt eines deiner Kaninchen ein anderes Tier an, solltest du schnell versuchen es abzulenken. Biete etwa allen Leckerli an, rufe sie beim Namen und locke sie zu dir. Anderenfalls kann es zu einem Kampf kommen.
Vorbeugend wirkt es, wenn du ausreichend Platz zur Verfügung stellst und genug Ressourcen wie Wasser, Futter und Rückzugsmöglichkeiten anbietest.
Ebenfalls sinnvoll ist es, Kaninchen zu kastrieren. Das beugt nicht nur Nachwuchs vor, sondern verringert auch die potenzielle Aggression.
#3: Brummen
Ein tiefes Brummen bei deinem Kaninchen hört sich eher wie ein Schnurren bei Katzen an. Es deutet jedoch nicht nur auf Wohlbehagen hin.
Das will dir dein Kaninchen sagen:
Das Brummen in einer tiefen Tonlage dient bei den Tieren dazu, ihre Paarungsbereitschaft anzuzeigen.
Das bedeutet jedoch nicht, dass es lediglich gegenüber Artgenossen eingesetzt wird. Auch dich kann das Kaninchen anbrummen. Das kommt hauptsächlich dann vor, wenn du das Tier allein hältst und es nicht kastriert ist.
So solltest du reagieren:
Solange dein Kaninchen nicht gestresst ist, musst du auf das Brummen nicht reagieren.
Bei gegengeschlechtlichen Tieren sollte aber eine Trennung und eine Kastration erfolgen, um unerwünschten Nachwuchs zu verhindern.
Du kannst die Käfige jedoch nebeneinanderstellen, damit sie sich weiterhin hören und sehen können. Denn zum einen müssen zunächst die OP-Nähte abheilen und zum anderen sind die männlichen Kaninchen für einige Wochen nach der Kastration häufig noch fruchtbar.
#4: Kaninchen knirscht mit den Zähnen
Zähneknirschen, Zähneknuspeln oder mit den Backenzähnen zu mahlen, kann zwei sehr verschiedene Zustände ausdrücken. Du hörst es allerdings nur, wenn die Umgebung gerade ruhig ist.
Das will dein Kaninchen sagen:
Mit den Zähnen zu mahlen ohne zu fressen oder zu „knuspeln“ ist ein Zeichen für Wohlbefinden, Zufriedenheit und Entspannung. Dein Kaninchen genießt vielleicht gerade Streicheleinheiten oder ist nach ausreichend Futter und Bewegung rundum glücklich.
Lauteres und anhaltendes Knirschen in Verbindung mit Apathie, Appetitlosigkeit oder einem harten Bauch weist hingegen auf Schmerzen hin.
So solltest du reagieren:
Wenn sich dein Tier wohlfühlt, musst du keine Veränderungen vornehmen.
Erfolgt das Knirschen jedoch sehr häufig und lange und treten Verhaltensänderungen auf, fehlt der Appetit oder wirkt dein Kaninchen aufgebläht, bewegt sich wenig oder gar nicht und vernachlässigt sogar die Fellpflege, musst du umgehend einen Tierarzt aufsuchen. Denn dann stecken hinter dem Zähneknirschen Schmerzen oder eine Krankheit.
#5: Klopfen mit den Hinterbeinen
Bei diesem Geräusch werden zwar die Stimmbänder nicht eingesetzt. Dennoch handelt es sich um eine eindeutige Lautäußerung.
Das Tier stampft dabei kräftig mit den Hinterläufen auf den Boden auf. Das Geräusch ähnelt dem Fallenlassen eines schweren Gegenstandes und ist dumpf.
Das will dir dein Kaninchen sagen:
Kaninchen Klopfen, wenn sie Artgenossen warnen wollen, weil sie sich gefährdet sehen.
Ebenso kann das Aufschlagen mit den Hinterpfoten aber auch bedeuten, dass dein Kaninchen gerade unzufrieden ist und sich gewissermaßen bei dir beschwert und versucht, deine Aufmerksamkeit zu erlangen.
So solltest du dich verhalten:
Wirkt dein Kaninchen beim Klopfen angespannt und hektisch, hat es sehr wahrscheinlich Angst. Selbiges gilt, wenn das Tier nach dem Klopfen in einen geschützten Bereich flüchtet.
Klopft es mehrfach und richtet sich immer wieder auf, lässt sich durch dich direkt beruhigen und kratzt an den Gitterstäben, wollte es Aufmerksamkeit. Eventuell langweilt es sich und möchte Auslauf. Vielleicht möchte es aber auch Zuneigung oder Futter.
So interagieren Kaninchen – die Verhaltensweisen
Kaninchen haben ein großes Repertoire an verschiedenen Aktionen und Interaktion mit dir und mit Artgenossen. Aus diesen kannst du einiges entnehmen.
#6: Luftsprünge
Kaninchen springen häufig in die Luft, insbesondere junge Tiere springen. Dabei können sie sich sogar in der Luft drehen.
Das will dir dein Kaninchen sagen:
Die Luftsprünge dienen zum einen dem Training. Zum anderen können die Tiere so auch Freude oder Aufregung ausdrücken.
Oftmals treten die Sprünge daher kurz vor dem Fressen auf, wenn du nach Hause kommst oder wenn du deinen Tieren Freilauf gibst. Meist kommt es in Verbindung mit den Hopsern zu den „wilden fünf Minuten“. Hierbei rennt und tobt dein Kaninchen, fordert dich oder seine Artgenossen zum Spielen auf.
Das ist ein deutliches Anzeichen dafür, dass es deinem Kaninchen gut geht und es sich wohlfühlt. Gegebenenfalls kann es auch darauf hindeuten, dass das Tier Energie abbauen möchte.
So solltest du reagieren:
Beobachte dein Tier genau: Wirkt es verspielt und fröhlich? Oder rennt es nach dem Luftsprung weg und versucht, sich zu verstecken? Im ersten Fall geht es deinem Kaninchen gut. Eventuell benötigt es etwas mehr Auslauf. Im zweiten Fall hat es sich erschreckt und versucht nun, zu flüchten.
Dann ist es notwendig, die Umgebung und dein Verhalten zu überprüfen.
Laute Geräusche und schnelle Bewegungen in der Nähe des Auslaufs oder Käfigs können Auslöser sein. Diese sollten vermieden werden.
#7: Flüchten und Haken schlagen
Schnelles Rennen und das Schlagen von Haken mit einem abrupten Richtungswechsel, im Rennen oder während eines Luftsprungs, sind angeborene Verhaltensweisen bei den Fluchttieren.
Das will dir dein Kaninchen sagen:
Wenn ein Kaninchen panisch wegrennt und dabei Haken schlägt, befindet es sich auf der Flucht. Es hat sich erschreckt oder eine potenzielle Gefahr gewittert und hat daher Angst.
Typisch ist es, dass das Tier nur eine kurze Strecke rennt und sich bei der ersten Gelegenheit versteckt. Im Käfig rettet es sich meist in das Schlafhaus. Läuft es gerade in der Wohnung, kann es auch hinter oder unter der Couch Zuflucht suchen.
Handelt es sich lediglich um „Fluchtübungen“, die dem Training des Verhaltens und des Körpers dienen, wird das Kaninchen sofort wieder aus dem Versteck auftauchen und weiterrennen.
So solltest du reagieren:
Wenn dein Kaninchen sich vor dir erschreckt hat, weil du gerade laut warst, dich schnell bewegt hast oder nach ihm greifen wolltest, lass es sich zunächst in seinem Versteck beruhigen. Im Anschluss kannst du es vorsichtig herauslocken.
Laufe ihm unter keinen Umständen hinterher!
Das würde es als weitere Verfolgung verstehen und noch mehr Angst bekommen.
Kommt es häufiger zur Flucht, musst du zudem die Umgebung und dein eigenes Verhalten überprüfen. Vielleicht fiel dir bisher nicht auf, dass du rasch und damit bedrohlich auf das Kaninchen zuläufst oder es häufiger zu lauten Geräuschen kommt.
Versuche den Auslauf und den Standort des Käfigs ruhig zu gestalten und dein Verhalten anzupassen.
#8: Schubsen und Stupsen
Vor allem junge Kaninchen neigen zum Schubsen und Stupsen. Dabei drücken sie Gegenstände mit ihrer Nase an, um sie zu bewegen. Das gleiche Verhalten können sie auch gegenüber anderen Tieren und dir zeigen.
Das will dir dein Kaninchen sagen:
Das Schubsen von Gegenständen, wie Papprollen, Sisalbällen oder der Futterschüssel ist typisches Spielverhalten.
Dein Kaninchen ist entspannt und beschäftigt sich mit den vorhandenen Möglichkeiten.
Stupst es andere Kaninchen oder dich an, sucht es Aufmerksamkeit und möchte spielen oder Streicheleinheiten. Daher kann das Verhalten ebenso auf Langeweile hindeuten.
So solltest du reagieren:
Wenn sich dein Kaninchen allein mit Spielzeugen beschäftigt, musst du gar nichts unternehmen.
Schubst es hingegen immer wieder die Futterschüssel, solltest du den Inhalt überprüfen. Eventuell hat das Tier Hunger oder du warst seiner Meinung nach zu sparsam mit den Leckereien.
Schubst es dich oder andere Tiere, kannst du Spielangebote machen oder Streicheleinheiten anbieten.
#9: Graben und Wühlen
In freier Wildbahn legen Kaninchen unterirdische Gänge an, buddeln und wühlen zudem nach Wurzeln. Im Sommer können sie sich auch Kuhlen in der Erde anlegen, um sich darin abzukühlen.
In der Wohnung zeigen sie das Verhalten ebenfalls.
Da sie hier allerdings nur die Einstreu im Käfig zur Verfügung stehen haben, können sie sich bis zum Boden durchgraben, im Heu und Stroh wühlen, Blumentöpfe umgraben oder Handtücher und weitere Textilien durchwühlen.
Das will dir dein Kaninchen sagen:
Im Sommer kann das Tier versuchen, sich abzukühlen.
Gegebenenfalls fehlen dem Kaninchen jedoch auch Beschäftigungsmöglichkeiten oder es hat nicht genug Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten und möchte diese anlegen.
So solltest du reagieren:
Kontrolliere die Umgebung und die Optionen, die deinem Tier zur Verfügung stehen. Da es sich beim Graben und Buddeln um natürliche Verhaltensweisen handelt, musst du zunächst die Ursache finden.
Fehlt deinem Kaninchen Beschäftigung, solltest du das dringend ändern. Verstecke etwa Futter im Heu oder Stroh oder in einer Papprolle, die mit Leckereien und Heu gefüllt ist. Auf diese Weise muss das Tier sich sein Futter erarbeiten und ist dadurch auf natürliche Weise beschäftigt.
Der Auslauf im Garten muss auch unter dem Zaun so gesichert sein, dass die Kaninchen nicht durch das Anlegen von Gängen daraus entwischen kann. Hierzu bieten sich beispielsweise eingesetzte Rasenkantensteine an, die weit in die Erde reichen sollten.
Achte in der Wohnung darauf, dass dein Kaninchen keinen Zugang zu Handtüchern, Decken oder sonstigen Textilien hat, wenn es unbeaufsichtigt ist. Denn an diese wird es nicht nur kratzen, sondern gelegentlich auch nagen.
Lösen sich dabei Fasern und werden diese verschluckt, können sie zu einem Darmverschluss führen.
Biete deinem Tier daher besser Alternativen an. In einem großen Kaninchenheim mit mehreren Etagen kannst du das „Erdgeschoss“ dick mit Stroh und Sägespänen einstreuen. Zwar können die Kaninchen auch hier keine Gänge anlegen, sie können jedoch buddeln, wühlen und graben.
#10: Dinge wegtragen
Wenn dein Kaninchen Futter, wie Gemüse oder Gras in großen Mengen aufnimmt und wegträgt, bringt es diese Dinge in Sicherheit vor Artgenossen.
Trägt ein Weibchen hingegen größere Mengen Heu und Stroh sowie sonstiges Nistmaterial und rupft sich möglicherweise sogar noch Fell aus, hat dies eine andere Ursache: eine Schwangerschaft.
Das will dir das Kaninchen sagen:
Beim Wegtragen von Futter schützt das Tier diese wichtige Ressource vor seinen Artgenossen.
Handelt es sich hingegen um Stroh, Heu und anderes Nistmaterial, kann das Tier scheinschwanger oder gar trächtig sein. In diesem Fall baut sie ein Nest, in das die Jungen geboren werden.
So solltest du reagieren:
Damit Futter nicht geschützt werden muss, kannst du Gemüse und Obst in kleinen Stücken und an mehreren Stellen anbieten. Das reduziert den Stress unter den Artgenossen und ermöglicht es, dass sie in Ruhe fressen können.
Wird ein Nest gebaut, solltest du genau darauf achten, ob wirklich eine Schwangerschaft bestehen könnte.
Es ist keine Seltenheit, dass das Geschlecht bei Kaninchen verwechselt wird oder gerade bei jungen Tieren schwer zu bestimmen ist. Aufgrund der Fähigkeit, die Hoden zurück in den Bauchraum zu ziehen, lassen sich Männchen und Weibchen nicht immer sofort sicher unterscheiden.
In der Zoohandlung und selbst bei einem Züchter können daher die frühzeitig geschlechtsreifen Kaninchen bereits trächtig sein, bevor sie zu deinen Haustieren werden. Achte daher darauf, ob sich der Bauchumfang vergrößert. Gönne deinem Kaninchen viel Ruhe und versuche, Stress für die Tiere zu vermeiden.
Kontrolliere vorsichtig das angelegte Nest.
Eine Scheinträchtigkeit kann sich ähnlich äußern. Sie ist allerdings nur auf die Hormone zurückzuführen und endet nicht in Nachwuchs. Tritt sie häufiger auf, solltest du einen Tierarzt aufsuchen. Denn hierbei kann es sich auch um ein Krankheitsanzeichen handeln.
#11: Kaninchen leckt sich und Artgenossen
Das Ablecken von Fell und Pfoten sowie das Abwischen des Kopfes und der Ohren mit den Pfoten erfolgt oft im aufrechten Sitzen. Das Kaninchen kann sich dabei auch stark zur Seite drehen, um hintere Körperabschnitte zu erreichen.
Lecken kann jedoch auch unter den Kaninchen stattfinden. Sogar dich aber auch Gegenstände können abgeleckt werden.
Das will dir dein Kaninchen sagen:
Entspanntes und langes Putzen ist ein vollkommen normales Verhalten und dient der Fellpflege. Leckt sich dein Kaninchen hingegen hektisch und kratzt sich häufiger, kann die Ursache in Parasiten oder einer Allergie und dem damit verbundenen Juckreiz zu finden sein.
Das Lecken von Artgenossen oder dir ist ein deutliches Zeichen für Zuneigung und Vertrauen. Das gegenseitige Putzen wirkt beruhigend und kann die Bindung zueinander stärken.
Zudem zeigt es, dass sich die Tiere wohlfühlen und entspannt sind.
Werden hingegen Gitterstäbe, die Schüssel, Schlafhäuser, Spielzeuge und abgeleckt oder putzt sich das Kaninchen ständig, handelt es sich hierbei um eine Übersprungshandlung und damit um ein Anzeichen für Stress. Dein Tier weiß dann nicht, wie es sich verhalten soll und putzt sich zur Beruhigung oder baut den Stress durch das Ablecken von Gegenständen ab.
So solltest du reagieren:
Finde zunächst die Ursache. Wirkt dein Tier vollkommen entspannt, musst du gar nichts unternehmen. Es putzt sich lediglich, was nicht nur vollkommen normal, sondern auch essenziell ist. Durch regelmäßiges Bürsten kannst du die Fell- und Hautpflege unterstützen.
Bei Lecken durch Juckreiz solltest du die Haut untersuchen.
Flöhe, Milben und Haarlinge sind mögliche Parasiten, die sich dafür verantwortlich zeigen können. Auch wenn diese nicht sofort sichtbar sind, können Rötungen oder Flohkot auffallen.
Ebenso kann dein Tier unter einer Allergie leiden, die Juckreiz hervorruft. Ein Tierarztbesuch ist angeraten, um die Ursache zu finden und zu behandeln.
Bei stressbedingtem Lecken solltest du daran arbeiten, deinem Tier mehr Ruhe und Sicherheit zu geben. Überprüfe, ob es ausreichend Rückzugsmöglichkeiten hat. Biete geeignetes Nagematerial an und ermögliche viel Freilauf.
#12: Beschnuppern
Das Beschnuppern unter Artgenossen und das Schnuppern in der Luft ist an der Nase zu erkennen. Sie bewegt sich dabei auffällig. Zudem kann sich das Kaninchen dabei aufsetzen und den Kopf zusätzlich nach oben recken oder seitlich drehen.
Das will dir dein Kaninchen sagen:
Das gegenseitige Beschnuppern dient unter den Kaninchen der Begrüßung.
Es kann jedoch auch darauf hinweisen, dass ein Tier krank oder verletzt ist. In diesem Fall wird es meist sehr intensiv und lange beziehungsweise immer wieder beschnuppert.
Die Begrüßung beschränkt sich hingegen auf das Gesicht.
Schnuppert das Kaninchen in die Luft, hat es entweder etwas Interessantes oder aber eine potenzielle Gefahr gerochen und versucht nun, den Ursprung zu finden.
So solltest du reagieren:
Nur bei sehr häufigem und auffälligem Beschnuppern eines Artgenossen solltest du aktiv werden. Untersuche das Tier oder stell es einem Tierarzt vor.
#13: Rammeln
Hierbei besteigt ein Kaninchen ein anderes Tier, deinen Fuß oder Arm, ein Plüschtier oder Kissen. Lebewesen, Körperteil oder Gegenstand werden zwischen den Vorderläufen eingeklemmt.
Anschließend führt das Kaninchen mit dem Becken stoßende Bewegungen aus.
Das will dir dein Kaninchen sagen:
Normalerweise gilt das Berammeln der Fortpflanzung. Es drückt Geschlechtsreife und Bereitschaft aus. Das ist aber nicht die einzige Ursache. Selbst gleichgeschlechtliche Tiere können einander besteigen.
Ebenso wie ein Weibchen ein Männchen berammeln kann.
Sie zeigen damit Dominanz gegenüber einem unterlegenen Tier. Zeigen sie dieses Verhalten bei Gegenständen, haben sie einen großen, aber unerfüllten Geschlechtstrieb. Gegenüber Menschen verhält es sich ebenso.
So solltest du reagieren:
Kommt das Berammeln nur selten vor, ist es kein Grund zur Sorge. Wird es hingegen zum Dauerzustand, solltest du eine Kastration in Betracht ziehen oder die Gruppenzusammenstellung ändern.
#14: Verfolgen und Kreise laufen
Das Kaninchen läuft Artgenossen oder Menschen hinterher und zieht Kreise um sie, sobald sie stehen bleiben.
Das will dir dein Kaninchen sagen:
Es kann sich dabei sowohl um ein Zeichen von Zuneigung als auch um Dominanz handeln. Gegenüber dem Menschen wollen die Kaninchen meist Aufmerksamkeit und Zuneigung. Gegenüber Artgenossen ist eine weitere Beobachtung notwendig.
Verfolgt ein Kaninchen ein anderes, zieht Kreise um das Tier und drückt seinen Kopf unter das Kinn des Artgenossen, möchte es geputzt werden. Beschnuppern sich die Tiere und steigt „der Verfolger“ auf, zeigt sich der Geschlechtstrieb oder Dominanzverhalten verantwortlich.
So solltest du reagieren:
Schenk deinem Tier Aufmerksamkeit, wenn es dir nachläuft und sorge für ausreichend Beschäftigung und Streicheleinheiten. Folgt dem Umkreisen hingegen der Versuch, dich zu berammeln, ist eine Kastration angeraten.
Das Gleiche gilt für Nachlaufen und Umkreisen unter Artgenossen…
Achte zunächst darauf, dass es nicht zum Jagen ausartet und ein Kampf entsteht. Putzen sich die Tiere hingegen, musst du nicht eingreifen. Bei folgendem Aufsteigen und häufigen Wiederholungen muss eine Kastration erfolgen oder du solltest die Zusammenstellung des Paars beziehungsweise der Gruppe überprüfen.
#15: Kinn reiben
Das Kaninchen hebt den Kopf leicht und reibt mit Kinn und Unterseite des Kiefers an Gegenständen. Oftmals wird dieses Verhalten wiederholt.
Das will dir dein Kaninchen sagen:
Das Verhalten dient dem Markieren von Gegenständen und Territorium. Das Kaninchen kennzeichnet damit also seinen Bereich. Zum einen, um sich selbst besser zurecht zu finden. Zum anderen, um fremde Artgenossen fernzuhalten.
Für den Menschen sind die Duftmarken nicht wahrnehmbar.
So solltest du reagieren:
Markieren durch das Kinnreiben ist vollkommen normal. Du musst also nichts unternehmen.
Typische Körpersprache von Kaninchen
Die Körpersprache kann dir schnell Aufschluss darüber geben, wie sich dein Kaninchen gerade fühlt. Du musst sie nur richtig lesen können. Dabei hilft es, deine Tiere häufig und lange zu beobachten. Mit der Zeit kannst du auf diese Weise ein Gespür dafür bekommen, was das Tier durch seine Körpersprache kommuniziert.
#16: Geducktes Sitzen
Das Kaninchen sitzt und drückt sich flach auf den Boden. Es ist ruhig und reglos.
Das will dir dein Kaninchen sagen:
Das Ducken spricht immer für Unwohlsein, Angst oder Unterlegenheit.
Es tritt vorwiegend dann auf, wenn ein dominantes Tier mit einem schwächeren Kaninchen zusammenlebt, sich dein Kaninchen erschreckt und nicht flüchten kann.
So solltest du reagieren:
Verhalte dich ruhig, jage das Kaninchen nicht, berühre es nicht und heb es nicht hoch. Rede stattdessen beruhigend und versuche es mit Leckereien aus der Starre zu locken.
#17: Erstarren
Kaninchen können in jeder Position erstarren. Sie wirken dabei angespannt und sind reglos.
Das will dir dein Kaninchen sagen:
Das Tier hat sich erschreckt oder hat Angst und kann nicht flüchten.
Um sich selbst zu schützen, verfällt es daher in eine Starre. In der Natur schützt sie das Kaninchen zumindest vor Raubtieren, die Bewegungen hervorragend wahrnehmen können, jedoch unbewegliche Objekte nur schwer wahrnehmen.
So solltest du reagieren:
Achte auf den richtigen Umgang mit deinem Tier. Biete auch im Freilauf oder Gehege Rückzugs- und Fluchtmöglichkeiten an.
#18: Stehen
Das Kaninchen steht aufgerichtet auf den Hinterbeinen und dreht seinen Kopf häufig in verschiedene Richtungen, dabei ist es entspannt und sieht sich um.
Das will dir dein Kaninchen sagen:
Es sieht sich neugierig um und will die Umgebung erkunden. Vielleicht hat es einen Duft wahrgenommen oder will sich einfach nur in Ruhe einen besseren Überblick verschaffen.
So solltest du reagieren:
Du musst gar nicht reagieren. Das Verhalten ist normal und weist auf ein zufriedenes Kaninchen hin.
#19: Aufrechtes Sitzen auf den Hinterläufen
Besser bekannt als „Männchen machen“ sitzt das Kaninchen dabei auf Po und Hinterläufen. Die Vorderläufe sind entspannt oder werden nach vorne bewegt.
Das will dir dein Kaninchen sagen:
Es bettelt, beispielsweise um Aufmerksamkeit und Zuwendung oder besonders leckeres Futter. Ebenfalls möglich ist, dass es dir nahe sein möchte und beispielsweise neben dich auf die Couch springen will.
So solltest du reagieren:
Das Betteln ist ein höfliches Anfragen deines Tieres, weil es etwas von dir möchte.
Suche nach dem Wunsch und versuche, wenn möglich, diesen zu erfüllen.
#20: Ausgestrecktes auf der Seite liegen
Das Kaninchen liegt lang ausgestreckt auf dem Boden und wirkt vollständig entspannt.
Das will dir dein Kaninchen sagen:
Es fühlt sich wohl, ist entspannt und genießt das Liegen.
Dein Tier ist rundum zufrieden, möchte aber meist in Ruhe gelassen werden. Nur besonders zahme und zutrauliche Exemplare legen sich so neben dich, um Streicheleinheiten zu bekommen.
So solltest du reagieren:
Sofern sich dein Tier nicht direkt neben dich legt, solltest du es in Ruhe lassen.
Klassische Kaninchen-Körperhaltung
Die Haltung einzelner Körperteile kann viel Aufschluss über die aktuelle Verfassung und Stimmung deines Kaninchens geben. Achte aber darauf, dass du diese Details immer im Kontext betrachtest, damit du das Verhalten richtig einschätzen kannst.
Zum Abschluss dieses Beitrags werfen wir daher einen Blick auf die einzelnen Körperteile und fassen die gelernten Verhaltensweisen nochmals zusammen…
1. Die Kaninchenohren
Sie dienen in erster Linie der Ortung von Geräuschquellen und werden dazu aufgestellt und in verschiedene Richtungen gedreht.
Wirken sie hingegen entspannt und hängen leicht herab oder liegen an, ist das Kaninchen gerade ruhig und nicht an seiner Umgebung interessiert. Sind die Ohren flach auf dem Rücken angelegt und ist das Kaninchen geduckt, hat es Angst oder unterwirft sich.
Eine Ausnahme stellen Widder dar, die nur eine geringe Kontrolle über die Haltung der Ohren haben.
2. Mund
Gähnen, Fauchen, auffälliges Lecken – der Mund des Kaninchens kann vieles ausdrücken.
Gähnen steht für Müdigkeit oder auch Entspannung. Gelegentlich setzen Kaninchen das Gähnen in Verbindung mit einer streckenden Bewegung ein, um Artgenossen zu signalisieren, dass sie friedfertig und nicht an Konflikten interessiert sind.
Fauchen kann mit dem Hochziehen der Lippen und dem Zeigen der Zähne einhergehen. Der Mund ist dabei leicht geöffnet. Das Verhalten gilt eindeutig der Abwehr und kann auch von Knurren begleitet werden.
Halte unbedingt Abstand, denn nimmst du diese Verwarnungen nicht ernst, kann dein Tier aus Mangel an weiteren Mitteln zubeißen.
Auffälliges Lecken kann aus Nervosität entstehen, oder, weil dein Tier ein Problem im Bereich des Mundes hat. Hier ist zum einen eine Untersuchung erforderlich. Zum anderen solltest du darauf achten, wann das Verhalten auftritt. Falls nötig musst du Stressfaktoren beseitigen.
Vorsicht: Wenn dein Kaninchen den Mund geräuschlos aufreißt, handelt es sich um einen Notfall. Suche sofort einen Tierarzt auf!
3. Nase
Die Nase dient ausschließlich dem Wahrnehmen von Gerüchen.
Bewegt sie sich auffällig schnell und häufig, deutet das auf Interesse hin. Da es der erste Sinn ist, der den Kaninchen zur Verfügung steht, orientieren sie sich zu einem großen Teil über den Geruchssinn.
4. Augen
Weit aufgerissene und starrende Augen sind ein eindeutiges Anzeichen von Panik und Todesangst.
Sind sie hingegen entspannt und halb geschlossen, weist das auf Ruhe und Wohlbefinden hin.
5. Schwanz / Blume
Der Schwanz wird bei Kaninchen auch als Blume bezeichnet, ist kurz und steht meist leicht nach oben, sodass die helle Unterseite der Blume sichtbar ist.
Eine aufgerichtete Blume und eine hohe Körperanspannung sind Anzeichen für Wachsamkeit oder auch ein Warnzeichen für Artgenossen.
Entspannte Tiere lassen den Schwanz etwas nach unten neigen, sodass die Unterseite nur schwer oder kaum sichtbar ist. Neben Entspannung kann diese Haltung jedoch auch auf Unterwürfigkeit oder Unsicherheit hinweisen.
Ein wackelnder Schwanz deutet ähnlich wie bei Hunden auf Aufregung, Stress oder Freude hin.
Häufige Missverständnisse in der Kaninchensprache
Ein rennendes Kaninchen ist nicht in jedem Fall auf der Flucht.
Ein sitzendes Tier ist nicht immer entspannt.
Wichtig ist in jedem Fall, dass du den gesamten Körper, die Umgebung und die Spannung berücksichtigst. Fühlt sich das Kaninchen wohl, hat es eine weiche Körpersprache, ist ansprechbar und wird sich von Futter locken lassen.
Bei ängstlichen oder aggressiven Tieren ist das nicht der Fall. Sie stehen unter Spannung oder sind erstarrt, daher benötigen sie erst die Möglichkeit, sich beruhigen zu können.