Ein zutrauliches Pferd ist der Traum eines jeden Reiters. Nicht immer geht dieser Traum jedoch in Erfüllung. Manche Tiere bleiben ihr Leben lang sehr scheu.
Die Frage stellt sich also, ob Pferde grundsätzlich menschenbezogen sind oder nicht.
In diesem Beitrag verraten wir dir, ob es sich bei Pferden um zu Menschen hingewandte Tiere handelt und wie Pferde Zuneigung gegenüber Menschen zeigen.
Sind Pferde menschenbezogen?
Da Pferde Herdentiere sind, liegt es in ihrer Natur, dass sie stets nach Harmonie streben.
Hat ein Pferd noch überhaupt keine Erfahrungen mit Menschen gesammelt, so wird es auf die Annäherungsversuche des Menschen mit Scheu und Skepsis reagieren – denn schließlich gehören Pferd zu den Fluchttieren.
Ein Pferd, das in seinem Leben nur positive Erfahrungen mit Menschen gesammelt hat, wird offen und freundlich auf diese zugehen und sich einem vertrauenswürdigen Menschen gerne anschließen.
Wie menschenbezogen ein Pferd tatsächlich ist, hängt somit von seiner Prägung, aber auch von seinem Grundcharakter ab.
Wie zeigen Pferde ihre Zuneigung zum Menschen?
Da jedes Pferd individuell ist, gibt es kein eindeutiges Zeichen, an dem du festmachen kannst, dass dein Pferd dich wirklich gerne hat. Andersherum kann es natürlich auch sein, dass dein Pferd dich mag, obwohl es das ein oder andere Zeichen dafür eben nicht zeigt.
Ein sehr sicherer Hinweis darauf, dass dein Pferd dich mag, ist das „Anbrummeln“, wenn du zu ihm kommst.
Kommt das Pferd während es brummelt auf dich zu, so weißt du zu 100 %, dass du ein willkommener Gast bei deinem Pferd bist.
Innerhalb der Herde kraulen sich Pferde gegenseitig an den Stellen, an die sie selbst nicht gut herankommen. Überwiegend den Widerrist lassen sich die Tiere gerne von ihren Artgenossen kraulen.
Hast du eine gute Beziehung zu deinem Pferd und kraulst es mit deinen Fingern oder auch mit der Bürste am Widerrist, so kann es gut sein, dass dein Pferd dir seine Zuneigung zeigt, in dem es dich ebenfalls mit den Zähnen am Rücken krault.
Manchmal sind die Zeichen jedoch viel subtiler, sodass du sie gar nicht bewusst als solche wahrnimmst.
Holst du dein Pferd bspw. von der Weide und es lässt sich von dir ohne Gegenwehr aufhalftern und von der Herde wegführen, so ist das ein enormer Vertrauensbeweis. Sein Instinkt rät ihm nämlich stets, bei seiner Herde zu bleiben, da es sonst in Gefahr ist.
Schließt sich dein Pferd dir freiwillig an, so kannst du dir sicher sein, dass du alles richtig machst.
Zudem kannst du mit deinem Pferd auf den umzäunten Reitplatz oder in die Halle gehen und dort den Strick vom Halfter lösen oder das Halfter ganz abziehen.
Dann kannst du sehen, was passiert, wenn dein Pferd die Möglichkeit hat, von dir wegzugehen. Bleibt dein Pferd bei dir stehen oder kommt nach kurzer Zeit zurück und sucht deine Nähe, so ist das ein echter Liebesbeweis.
Läufst du los und dein Pferd kommt ganz selbstverständlich mit dir mit, obwohl es sich auch anders entscheiden könnte, so ist das ebenfalls ein Zeichen des Vertrauens.
Baut jedes Pferd eine Bindung zu seinem Menschen auf?
Ja, im Grunde genommen baut jedes Pferd eine Bindung zum Menschen auf, sofern es artgerecht gehalten und gut behandelt wird.
Allerdings gibt es immer Kandidaten, die sich schneller binden und welche, die ihre Herde dem Menschen vorziehen.
Entscheidend hierfür ist zum einen der Charakter des Pferdes, aber auch die Häufigkeit, in der du zu deinem Pferd in den Stall kommst und ihm Gesellschaft leistest.
Besuchst du das Pferd nur einmal pro Woche, so wird es nicht dieselbe Bindung aufbauen, wie wenn du dein Pferd jeden Tag besuchst und Zeit mit ihm verbringst.
Auch dann, wenn du die Bedürfnisse des Pferdes ignorierst und Dinge von ihm verlangst, die ihm keine Freude und vielleicht sogar Schmerzen bereiten, wird sich dein Pferd nach Möglichkeit von dir fernhalten.
Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass in der Beziehung zwischen dir und deinem Pferd etwas nicht stimmt::
- Dein Pferd möchte sich nicht von dir einfangen lassen
- Es reißt sich los
- Beißt
- Tritt
- Steigt oder lehnt sich anderweitig gegen dich auf.
Hier solltest du schleunigst gegensteuern, indem du mit deinem Pferd an eurer Bindung arbeitest – wende niemals Gewalt gegen dein Pferd an, damit verschlimmerst du das Problem!
Wie genau du an der Bindung zwischen dir und deinem Pferd arbeiten kannst, sodass es gerne Zeit mit dir verbringt und dir in Zukunft seine Zuneigung zeigt, das erfährst du im nächsten Abschnitt.
So kannst du die Beziehung zwischen dir und deinem Pferd verbessern
Möchtest du, dass dein Pferd gerne Zeit mit dir verbringt, dann sorge dafür, dass es sich in deiner Gegenwart wohlfühlt und deine Anwesenheit mit etwas Positivem verbindet.
So kannst du bspw. zeitweise auf das Reiten verzichten und stattdessen mit deinem Pferd spazieren gehen, Bodenarbeit machen oder dich einfach nur zu ihm in die Box oder auf die Weide setzen. Ohne, dass du aktiv etwas von ihm forderst.
Auch Zirkustricks mit positiver Verstärkung sorgen für Spaß und Motivation.
Sorge dafür, dass der Alltag für dein Pferd abwechslungsreich gestaltet ist, sodass keine Langeweile aufkommt, es aber auch nicht überfordert ist.
Baue immer wieder Pausen in dein Training ein, in denen dein Pferd Zeit hat, das Erlernte zu verarbeiten. Kraule oder massiere dein Pferd in dieser Zeit, spare nicht mit Lob und Anerkennung und freue dich ehrlich über jeden noch so kleinen Fortschritt.
Probiere verschiedene Dinge aus und achte auf die Reaktion deines Pferdes.
Manche Aufgaben werden deinem Pferd mehr Freude bereiten als andere. Möglicherweise schlummern in deinem Tier auch ungeahnte Talente und ihr findet ganz neue Beschäftigungen, an denen ihr beide Freude habt.
Verbessere die Kommunikation zwischen euch, indem du vermehrt Bodenarbeit und im fortgeschrittenen Stadium auch Freiarbeit mit deinem Pferd machst. So baust du ein unsichtbares Band auf und lernst dein Pferd besser verstehen.
Räume deinem Pferd außerdem ein Mitspracherecht ein und akzeptiere ein ‚Nein‘ deines Pferdes, wenn es sich vehement gegen eine Aufgabe wehrt, die es sonst gerne ausführt.
Auch wir Menschen sind nicht jeden Tag gleich drauf und haben manchmal Rückenschmerzen, etc.
Du kannst nicht wissen, ob dein Pferd gerade Schmerzen hat und deshalb eine bestimmte Übung nicht ausführen möchte oder kann.
Wehrt sich dein Pferd nicht nur an einem Tag gegen eine bestimmte Übung, sondern generell, dann lasse einen Osteopathen, Physiotherapeuten oder auch einen Tierarzt kommen, um die Ursache herauszufinden.