Sind Rennmäuse die klassischen Einzelgänger oder leben die Tiere in Rudeln?
In diesem Beitrag verraten wir dir, wie du deine Rennmäuse halten solltest, um ihrem natürlichen Sozialverhalten gerecht zu werden.
Achtung: Dieser Beitrag ist extrem wichtig, denn bei falscher und nicht artgerechter Haltung drohen erhebliche psychische Auffälligkeiten bei deinen Rennmäusen.
Los geht’s!
Sind Rennmäuse Einzelgänger?
Nein, Rennmäuse sind keine Einzelgänger, im Gegenteil: Rennmäuse sind äußerst soziale Tiere, die sich nur in Gruppenhaltung wirklich wohlfühlen.
Egal, wie gut du dich um deine Rennmaus kümmerst, du wirst niemals die Anwesenheit einer anderen Rennmaus ersetzen können.
Trotz des ausgeprägten Sozialverhaltens gibt es jedoch einige Situationen im Leben deiner Rennmaus, in denen dein Tier gerne ein wenig Zeit und Raum für sich alleine benötigt.
Zum einen möchten auch Rennmäuse von Zeit zu Zeit ihre Ruhe haben, sich entspannen und Zeit alleine genießen. Das gilt insbesondere dann, wenn deine Rennmaus krank oder schon ein wenig älter ist.
Um anderen möchten ängstliche Tiere, die schnell und häufig gestresst sind, gelegentlich eine kleine Auszeit genießen, um zur Ruhe kommen und neue Kraft tanken zu können.
Achtung: Jedes Tier ist von Natur aus anders und so ist es nicht ungewöhnlich, dass manche Rennmäuse zutraulicher und anhänglicher sind als andere.
Dennoch lässt sich sagen, dass Rennmäuse zwar gerne temporär alleine sein möchten, jedoch möchte (fast) keine Rennmaus diesen Zustand dauerhaft erleben.
Die Haltung von mindestens zwei Tieren ist daher für einen verantwortungsvollen Tierhalter Pflicht, denn nur so können deine Rennmäuse ein glückliches und erfülltes Leben führen.
Wie sieht das typische Sozialverhalten der Tiere aus?
In freier Wildbahn besteht eine Rennmaus-Gruppe aus ca. zwei bis siebzehn Tieren.
In jeder Gruppe gibt es zwei dominante Tiere. Hierbei handelt es sich um ein männliches und ein weibliches Tier, die kontinuierlich Nachwuchs zeugen, wodurch große Gruppen entstehen können. Die Eltern der Jungtiere behalten hierbei dauerhaft die Rolle des Anführers und können auch dem ausgewachsenen Nachwuchs „Befehle“ erteilen.
Je größer die Gruppe ist, desto eher kommt es zu Streitigkeiten unter den Tieren.
Besonders Rangkämpfe sind mit dem Eintreten der Geschlechtsreife keine Seltenheit.
Mit fortschreitendem Alter des ‚Zuchtpaares‘ kann es vorkommen, dass einzelne Jungtiere hin und wieder versuchen in der Hierarchie aufzusteigen und an die Spitze der Gruppe zu gelangen. Je nach Gesundheitszustand der Alttiere führen die Rangkämpfe entweder zum Erfolg oder eben auch nicht.
Durch diese Kämpfe kommt es auch dazu, dass sich die große Gruppe im Laufe der Zeit aufsplitten wird, sodass die Gruppe nicht unendlich weiter wächst.
Rennmäuse kuscheln und spielen gerne miteinander, sie pflegen und putzen sich gegenseitig und bauen tiefe Bindungen zu den Artgenossen innerhalb ihrer Gruppe auf.
Aus diesem Grund solltest du Rennmäuse nach Möglichkeit niemals alleine halten.
Allerdings ist es essenziell, dass du die Anzahl deiner Tiere an die Größe deines Geheges anpasst. Idealerweise besitzt du für zwei Tiere ein Terrarium mit einer Mindestbreite von 120 cm und einer Mindesttiefe von 60 cm.
Auch die Höhe spielt eine große Rolle, da Rennmäuse ausgezeichnete Springer sind. Ein luftiger Deckel ist daher Pflicht.
Kann deine Rennmaus ihre sozialen Bedürfnisse nicht ausleben, dann kommt es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Verhaltensauffälligkeiten bei diesem Tier.
Warum du manche Rennmäuse dennoch alleine halten solltest und wie du ihr das leben so angenehm wie möglich gestalten kannst, das erfährst du im nächsten Abschnitt.
Können Rennmäuse theoretisch alleine leben?
Theoretisch kann eine Rennmaus in Einzelhaltung selbstverständlich überleben. Allerdings wird das Tier nicht zu 100 % glücklich sein und ist deutlich anfälliger für physische Krankheiten und Verhaltensauffälligkeiten.
Dennoch gibt es einige Gründe, die dafür sprechen können, dass du deine Rennmaus alleine hältst.
So existieren Tiere, die sich mit ihren Artgenossen aus diversen Gründen nicht verstehen und eine Vergesellschaftung nicht möglich ist. Auch ein sehr hohes Alter oder eine ansteckende Krankheit können einen Grund für die Einzelhaltung darstellen.
In diesem Fall ist es wichtig, dass du dich intensiv mit deiner Rennmaus beschäftigst und ihr Gehege möglichst abwechslungsreich einrichtest.
Rennmäuse sind keine Kuscheltiere, allerdings kann es trotzdem vorkommen, dass deine Rennmaus Streicheleinheiten von dir genießt, wenn du eine gute Bindung zu deinem Tier aufgebaut hast und dein Haustier dir uneingeschränkt vertraut.
Folgende Maßnahmen kannst du ergreifen, damit sich deine Rennmaus auch in Einzelhaltung wohlfühlen kann:
1. Verbringe viel Zeit mit deiner Rennmaus
Beschäftige dich über den Tag verteilt mehrfach für einige Minuten mit deiner Rennmaus, damit sie sich nicht einsam fühlt.
Du wirst schnell feststellen können, dass deine Rennmaus sehnsüchtig darauf wartet, dass du dich um sie kümmerst.
Natürlich solltest du deine Rennmaus schlafen lassen und nicht aufwecken, wenn du gerade Zeit für sie hättest, sie sich aber zurückgezogen hat.
Biete ihr den Kontakt zwar an, dränge sie jedoch niemals dazu.
2. Ermögliche den Bau von Tunneln
Rennmäuse beschäftigen sich – genau wie Hamster – in der freien Natur viel damit, Tunnelsysteme zu graben.
Um deiner Rennmaus so viel Natürlichkeit wie möglich zu ermöglichen, solltest du daher darauf achten, dass du das Gehege so gestaltest, dass deine Rennmaus ihrer Leidenschaft für das Tunnelgraben nachgehen kann.
Eine Einstreuhöhe von rund 20 bis 30 cm sollte ausreichend sein, damit dein Haustier seiner Leidenschaft nachgehen kann.
3. Gewähre dem Tier gesicherten Freilauf
Viel Bewegung und eine insgesamt hohe Aktivität gehören zum Wesenskern der Rennmäuse.
Angesichts dessen ist es wichtig, dass du deiner Rennmaus die Möglichkeit bietest, die angestaute Energie loszuwerden und hin und wieder neues Terrain erkunden zu können.
Zwar kannst du auch mithilfe eines Laufrads dafür sorgen, dass deine Rennmaus ihre Energie abbauen kann, allerdings ist das Laufen in einem solchen Rad doch recht stupide und bietet weniger Abwechslung als der gesicherte Freilauf in einem Zimmer.
Um einen „Rennmaus-sicheren“ Auslauf zu gewähren ist es wichtig, dass du dir bewusst machst, dass Rennmäuse zu den Nagetieren gehören und daher auch nicht davor zurückscheuen werden, Kabel, etc. anzunagen.
Achte auch darauf, dass deine Rennmaus nicht hinter Schränke o. Ä. gelangen kann, da hier die Gefahr besteht, dass dein Tier stecken bleibt oder den Weg ins Freie nicht mehr findet.
4. Füttere deine Rennmaus per Hand
Du kannst die Bindung zwischen deiner Rennmaus und dir intensivieren, indem du deinem Haustier Futter aus deiner Hand anbietest. So kannst du deinem Gerbil zeigen, dass deine Hand bzw. deine Anwesenheit etwas Gutes bedeutet und du keine Gefahr für das Tier darstellst.
Traut sich deine Rennmaus zu Beginn nicht auf deine Hand, so kannst du ihr die Sache erleichtern, indem du ein großes Futterstück, bspw. einen Kürbiskern, zwischen Daumen und Zeigefinger hältst und deiner Rennmaus so den Snack anbietest.
Im Laufe der Zeit wird deine Rennmaus mutiger werden und das Futter fressen, während sie auf deiner Hand sitzt.
5. Beginne mit dem Clickertraining
Rennmäuse sind hochintelligente Tiere, die viel Spaß daran haben, von ihrem Menschen geistig gefordert zu werden.
Das Clickertraining bietet sich ideal an, um Spiel, Spaß und geistige Auslastung miteinander zu verbinden. Außerdem kannst du auf diese Weise großen Einfluss auf die Bindung zwischen deiner Rennmaus und dir nehmen und den Charakter deines Tieres besser kennenlernen.
Du kannst mithilfe des Clickertrainings herausfinden, wo die Stärken und Schwächen deines Tieres liegen, die Beweglichkeit schulen und die Gesamtzufriedenheit steigern.
6. Achte auf die Körpersprache deines Gerbils
Wie weiter oben bereits beschrieben gibt es Situationen und Momente, in denen deine Rennmaus ihr Alleinsein genießen kann und möchte.
Gib deiner Rennmaus daher immer die Möglichkeit sich zurückzuziehen und lasse dein Tier in Ruhe, wenn es dir deutlich zeigt, dass es gerade lieber alleine sein möchte.
So findest du die perfekten Partner für deine Rennmaus
Idealerweise hältst du ein kastriertes Rennmaus-Männchen mit einem Weibchen zusammen, um mögliche Streitereien zu vermeiden.
Möchtest du ein älteres Tier vergesellschaften, so empfiehlt es sich, dass du ein Jungtier mit maximal acht Wochen zu deiner Rennmaus ins Gehege setzt, da die Tiere in diesem Alter noch keinen Eigengeruch entwickelt haben und sich daher deiner älteren Rennmaus problemlos unterordnen werden.
Auf diese Weise kannst du dir viele Nerven sparen und musst dir keine Sorgen über die Gesundheit deiner Tiere machen – denn nicht selten geht das jüngere Tier auf das ältere Tier los, wenn die Geschlechtsreife bereits eingesetzt hat und die Vergesellschaftung zu diesem Zeitpunkt durchgeführt wird.