Wer sich über einen längeren Zeitraum mit den farbenfrohen Wellensittichen auseinandergesetzt hat, der weiß, dass diese Vögel meist sehr quirlig sind und eher selten still sitzen.
Ihre große Kommunikationsfreudigkeit liegt in ihrer Natur, denn Wellensittiche sind äußerst soziale Tiere und pflegen innige Verbindungen untereinander. Wenn dann auf einmal Ruhe im Käfig herrscht, ist die Besorgnis seitens des Besitzers natürlich groß.
Woran es liegen könnte, dass deine Wellis so ruhig sind, erfährst du in diesem Artikel.
Alles eine Frage des Temperaments?
Ein gesunder Wellensittich ist fröhlich und quatscht gerne munter vor sich hin.
Natürlich gibt es auch immer wieder Kandidaten, die von sich aus mehr oder eben weniger gesprächig sind.
Ist dein Welli allerdings komplett stumm, so solltest du vermehrt ein Auge auf den Gesundheitszustand deines Tieres werfen.
Dessen ungeachtet bedeutet ein stiller Wellensittich nicht zwangsläufig, dass eine Krankheit vorliegt. Es gibt auch noch diverse weitere Gründe, warum dein Wellensittich schweigt.
Um diesen Ursachen ein wenig mehr auf den Zahn zu fühlen, findest du hier nun einen kurzen Überblick über die drei häufigsten Gründe für schweigsame Wellis, die nichts mit einer Krankheit zu tun haben.
3 häufige Ursachen, warum Wellis ruhig sind
1. Bitte friss mich nicht!
Jungvögel, die noch nicht fähig sind zu fliegen, sind ihren Fressfeinden nahezu schutzlos ausgeliefert. Aus diesem Grund wäre es taktisch unklug wie wild in der Gegend herumzuschreien.
Besitzt du also einen Wellensittich, der erst wenige Wochen alt ist, so handelt es sich um ein schutzloses Baby. Aus eben genanntem Grund ist es deshalb kein Wunder, wenn dein kleiner Piepmatz seinen Schnabel hält – er ist nicht krank, sondern folgt seinem natürlichen Überlebensinstinkt.
Warte einfach einige Wochen ab und du wirst sehen, bzw. vielmehr hören, wie früher oder später ein sanftes Stimmchen ertönt.
Hast du allerdings das Gefühl, dass dein Welli-Baby insgesamt nicht wirklich fit ist, so solltest du zumindest einen kurzen Check beim Tierarzt machen lassen, um andere Ursachen ausschließen zu können. Allerdings solltest du auch beachten, dass Baby-Wellensittiche viel Zeit mit Schlafen verbringen und eher wenig an ihrer Umgebung interessiert sind. Das gehört zum normalen Verhalten und ist nicht weiter bedenklich.
Anzeichen für Krankheiten sind unter anderem ein struppiges Gefieder, ein insgesamt stark aufgepflusteter Vogel, Erbrechen, Verweigerung der Nahrungsaufnahme (Alarmstufe Rot: Bereits ein halber Tag ohne Nahrung kann schwerwiegende Konsequenzen für das Tier nach sich ziehen!) oder Koordinationsschwierigkeiten.
Macht der Vogel jedoch einen gesunden Eindruck, so kannst du ganz in Ruhe abwarten, bis der Welli älter wird und von sich aus beginnt wie aus dem Nähkästchen zu plaudern. 😉
2. Wellensittiche sind auch nur Menschen – oder so ähnlich
Zugegeben, diese Überschrift ist natürlich etwas provokativ. Denn Wellensittiche sind natürlich keine Menschen, ja noch nicht einmal Säugetiere. Dennoch haben Wellensittiche und Menschen einige Dinge gemeinsam: Allem voran die Tatsache, dass beide Spezies diverse Bedürfnisse haben.
Werden – oder auch wurden – die Bedürfnisse deiner Wellensittiche über einen längeren Zeitraum nicht erfüllt, so kann es zu Verhaltensauffälligkeiten und sogar zu Depressionen kommen – ganz so wie bei einem Menschen auch.
Besonders anfällig sind Tiere, die über einen langen Zeitraum alleine gehalten werden und Tiere, die allgemein stark vernachlässigt wurden.
Hast du deine Wellensittiche bereits als erwachsene Tiere bei dir aufgenommen, so muss die Schweigsamkeit nicht zwingend an deiner Haltung liegen, sondern kann ihre Ursache in der Vergangenheit haben.
Leidet dein Tier unter Depressionen, kannst du es unterstützen, indem du dir größte Mühe gibst, das Tier artgerecht, inklusive täglichem Freiflug, zu halten.
Wurde dein Wellensittich aus seiner gewohnten Umgebung und seiner bisherigen Gruppe gerissen, so kann dies zu großer Trauer und mitunter auch zu depressiven Verstimmungen führen. Selbiges gilt auch, wenn ein Wellensittich aus deiner Gruppe verstorben ist.
Da Wellensittiche sehr sozial veranlagt sind, ist es völlig normal, dass sie nach diesem Verlust eine Zeit lang ruhiger sind und ihre Trauer verarbeiten.
Hast du bereits eine gute Bindung zu deinem depressiven Kandidaten aufgebaut, kannst du ihm auch aus seiner misslichen Lage helfen, indem du dich intensiv mit ihm beschäftigst.
Da Wellensittiche sehr intelligente Tiere sind, wäre das Clickertraining eventuell eine Möglichkeit, wieder ein wenig Schwung in das Leben des Tieres zu bringen. Ob das Training Früchte trägt, wirst du nur herausfinden, wenn du es über einen längeren Zeitraum immer wieder ausprobierst. Nimmt dein Welli das Training jedoch so gar nicht an, so solltest du dies akzeptieren und dich nach einer Alternative umsehen.
3. Angst vor Menschen
Wellensittiche haben, wie alle Vögel übrigens, von Natur aus eine angeborene Scheu Menschen gegenüber. In vielen Fällen genügt es nicht, wenn du einfach nur daheim bist, dich aber nicht aktiv mit den Vögeln beschäftigst, um sie dazu zu bringen, ihre Angst vor dir ablegen zu können.
So kann es sein, dass auch erwachsene Wellensittiche, die ihr ganzes bisheriges Leben mit dem Menschen zusammengelebt haben, nach wie vor sehr scheu sind.
Wenn dein gefiederter Freund also auch nach einer gewissen Eingewöhnungszeit keinen Ton von sich gibt, so kann dies tatsächlich daran liegen, dass er Angst vor dir hat und deshalb verstummt, sobald du im Raum bist.
Möchtest du testen, wie sich dein Wellensittich in deiner Abwesenheit verhält, so kann es sich lohnen, dein Handy so zu positionieren, dass es in einem Video sowohl Bild als auch Ton aufnimmt.
Hast du das Handy optimal positioniert und die Aufnahme gestartet, kannst du nun deine Wohnung verlassen und nach einiger Zeit wiederkommen. Bei der anschließenden Sichtung des Videos wirst du deutlich erkennen können, ob dein Wellensittich auftaut, sobald du nicht Zuhause bist. Achte bei dieser Methode jedoch darauf, dass du auch ganz klar siehst welcher deiner Vögel gerade kommuniziert. Andernfalls lassen sich die Lautäußerungen nicht zweifelsfrei zuordnen und dein Experiment wird keine zuverlässigen Ergebnisse liefern können.
Stellst du nun fest, dass dein kleines Sorgenkind fröhlich vor sich hinphilosophiert und munter Selbstgespräche oder auch Gespräche mit Artgenossen führt, wenn du nicht anwesend bist, so solltest du etwas unternehmen, um deinem Vogel die Angst vor dir zu nehmen.
Beschäftige dich ein wenig intensiver mit dem Tier und sprich ihn regelmäßig mit ruhiger Stimme direkt an, sodass er sich an dich gewöhnen kann. Auch die Fütterung aus der Hand kann dabei helfen, die Bindung zwischen euch zu stärken.
Behalte bei diesen Aktionen stets die Körpersprache deines Tieres im Auge!
Es ist vollkommen normal, wenn dein Wellensittich anfangs unruhig oder sogar leicht panisch wird, wenn du dich ihm direkt zuwendest. Halte in diesem Fall einfach ein wenig Abstand vom Käfig, sodass sich dein Welli leichter entspannen kann und ein Lernprozess überhaupt möglich ist.
Im Laufe der Zeit kannst du den Abstand zum Käfig Schritt für Schritt verringern, bis sich dein Wellensittich schließlich nicht mehr an deiner Anwesenheit stören wird.
Gerade mithilfe der Handfütterung lassen sich hier gute Ergebnisse erzielen.
Dieser Schritt sollte jedoch erst unternommen werden, wenn sich dein Wellensittich entspannen kann – auch wenn du direkt vor dem Käfig stehst.
Verbindet dein Haustier deine Anwesenheit erst einmal mit leckerem Futter, so wird es spielend leicht sein, ihn auch in deiner Gegenwart zum Reden zu bringen – Liebe geht eben in vielen Fällen durch den Magen!
Wann zum Tierarzt?
Diese Frage lässt sich im Endeffekt kurz und schnell beantworten: Sobald du das Gefühl hast, das mit deinem Tier – unabhängig davon, ob es sich um einen Hund, eine Katze oder eben einen Wellensittich handelt – etwas nicht stimmt und es keine konkreten Veränderungen im Leben des Tieres gab, empfiehlt sich der Gang zum Tierarzt.
Lieber ein Mal zu viel als ein Mal zu wenig zum Tierarzt gehen, denn deine Tiere können nicht sprechen und es liegt in deiner Verantwortung, für ihr Wohlergehen zu sorgen.
Gehst du also frühzeitig zum Tierarzt und dein Tier ist tatsächlich krank, so stehen die Heilungschancen umso besser, je früher die Krankheit diagnostiziert und behandelt werden kann.
Findet der Tierarzt hingegen keine organische Ursache, so war der Besuch dennoch nicht umsonst – denn du kannst nun mit ruhigem Gewissen nach weiteren Ursachen für die plötzliche Verhaltensänderung suchen.
Im Zweifel kann dir ein Tierarztbesuch somit immer weiterhelfen – sei es, um eine Diagnose zu stellen oder eben einfach um deine eigenen Ängste und Bedenken aus dem Weg räumen zu können.